gbs-bulletin no. 3



Inhalt

  Editorial
  In eigener Sache
  Mitgliedsbeiträge
  Ausschreibung einer Projektförderung
  Bericht über die Arbeit der Public-Relation-AG (PRAG) und Bitte um Material
  Zum Logo
  Bericht über die Sommerschule in Kiel
  Neuigkeiten von der Volkswagen-Stiftung
  Bericht über das von der GBS geförderte Projekt "Der ostfränkische Dialekt des Dorfes Hetzles"
  Aktivitäten unserer Mitglieder
  Studienhaus für keltische Sprachen und Kulturen
  Buchempfehlung
  Konferenzen
  Sonstiges
  Protokoll der 2. Mitgliederversammlung
  Websites


Editorial

Liebe Mitglieder

vor wenigen Wochen ist das neue Jahrhundert eingeläutet worden, an dessen Ende den Prognosen zufolge bis zu 90% der Sprachen dieser Welt nicht mehr aus dem Munde kompetenter Sprecherinnen und Sprecher zu hören sein werden. Für uns ein Anlaß, unsere Bemühungen zu intensivieren und nach einer ersten Etablierungsphase, die in erster Linie der internen Konstituierung des Vereins gewidmet war, unserer Organisation ein publikumswirksameres Profil zu geben, um unsere Zielsetzungen in der Öffentlichkeit stärker ins Bewußtsein zu bringen. Die ersten Schritte sind in diesem unserem dritten Bulletin zu sehen.

Zunächst ist zu berichten, daß auf der letzten Mitgliederversammlung eine Public-Relations-Arbeitsgruppe (PRAG) ins Leben gerufen wurde, die mit der Gestaltung neuen Informationsmaterials (Plakat, Flyer, Broschüre, Homepage) begonnen hat. Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie hier. Weiterhin wurden für den Verein zwei Vorschläge für ein Logo entworfen, die wir den Mitgliedern in diesem Bulletin vorstellen.

Schließlich wurde beschlossen, die Bemühungen um Fundraising zu verstärken und auf eine "höhere Ebene" zu heben. Bisher sind fast ausschließlich Mitgliedsbeiträge und private Spenden in die Vereinskasse eingeflossen. Diesen privaten Spenden von seiten der Mitglieder und ihrer Freunde und Angehörigen ist es zu verdanken, daß wir auch in diesem Jahr wieder in der Lage sind, eine Projektförderung von DM 5.000,- auszuschreiben. Dafür sind wir natürlich allen Spendern und Spenderinnen zu tiefstem Dank verpflichtet. Darüberhinaus sollen aber demnächst auch kommerzielle Unternehmen um Spenden gebeten werden, um unsere Kapazität für Projektförderungen zu erhöhen. Es braucht nicht besonders hervogehoben zu werden, daß wir hierfür auch auf die Mithilfe aller Mitglieder angewiesen sind; wenn Ihnen also geeignete Ansprechpartner einfallen, so lassen Sie uns dies bitte wissen.

Jegliche weitere Art von Öffentlichkeitsarbeit ist natürlich überdies angesagt. Der Vorsitzende hat während einer Gastprofessur in Australien im vorigen Jahr an verschiedenen Stellen auf unseren Verein aufmerksam gemacht; außerdem hat er in den letzten Monaten mehrere Interviews bei deutschsprachigen Printmedien und Rundfunkanstalten gegeben und wird im Februar auf einer von der VW-Stiftung veranstalteten Tagung "Language Endangerment, Research and Documentation - Setting Priorities for the 21st Century" in Bad Godesberg, im März auf der DGfS-Tagung und im Mai anläßlich eines Vortrags in Jena über unsere Aktivitäten berichten. Über die Werbung für unseren Verein im Katalog des Verlagshauses Mouton de Gruyter, vermittelt durch unser Vorstandsmitglied Anke Beck, berichteten wir bereits.

Der Vorstand bittet alle Mitglieder, die Interviews in den Medien geben, einschlägige Vorträge halten oder vergleichbare Öffentlichkeitsarbeit betreiben, uns nach Möglichkeit eine kurze Mitteilung (Rundfunkanstalt, Sendedatum, Datum der Ausgabe einer Zeitung usw., gegebenenfalls auch Kopie des Artikels) für unser Archiv zukommen zu lassen.

Unsere Überlegungen bezüglich der Gründung einer vereinsübergreifenden Zeitschrift gehen in eine neue Phase. In einer Arbeitssitzung während der obengenannten Konferenz in Bad Godesberg, an der Vertreter verschiedener Organisationen (GBS, Endangered Languages Fund, Foundation for Endangered Languages) teilnehmen werden, wird eine Konzeption dafür erarbeitet. Wenn es uns gelingt, die Anlauffinanzierung zu sichern, könnte das Blatt bald in die Startlöcher gehen. Über die Ergebnisse dieser Besprechung und die daraus folgenden weiteren Schritte werden wir Sie in unserem nächsten Bulletin informieren.

In dieser Ausgabe finden Sie neben den obengenannten Punkten weitere Berichte unserer Mitglieder über ihre Dokumentationsprojekte, darunter auch einen Bericht von Klaus Geyer aus unserer Projektförderung vom vorigen Jahr. (Das Unternehmen von Philomena Dol hat sich aus technischen Gründen verzögert, so daß wir erst später darüber berichten können). Weiterhin gibt es einen Bericht über die Sommerschule in Kiel, Neuigkeiten von der Volkswagen-Stiftung, Informationen zu Websites und Konferenzen, eine Nachricht zur Gründung eines Fördervereins für keltische Sprachen und Kulturen und wie üblich das Protokoll der Mitgliederversammlung und die aktualisierte Mitgliederliste. Außerdem machen wir auf eine Buchempfehlung aufmerksam, die vor allem auch (aber keineswegs nur!) für die Nichtlinguisten unter den Mitgliedern von großem Interesse sein dürfte.

Der Vorstand wünscht allen Mitgliedern ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr, Jahrzehnt, Jahrhundert und Jahrtausend!

Hans-Jürgen Sasse

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In eigener Sache

Es liegt doch auf der Hand: um ein informatives und buntes Bulletin herauszugeben, das die vielfältigen Interessen unserer Mitglieder widerspiegelt, brauchen wir die Mitarbeit möglichst vieler Mitglieder.

An dieser Stelle daher ein Aufruf in eigener Sache. Bitte senden Sie uns Beiträge zu Themen im Bereich der Sprachdokumentation und Spracherhaltung. Dies können Berichte über eigene Aktivitäten sein (z.B. Feldforschung), Buchempfehlungen, Hinweise auf besonders interessante Websites, Meldungen im Bereich der Sprachpolitik, Konferenzankündigungen, kurz, alle Informationen, die für andere Mitglieder interessant sein könnten. Oder Sie können eine vielleicht weniger bekannte Sprachgemeinschaft vorstellen, deren Sprache oder Dialekt bedroht ist, und die Gründe für die Bedrohung schildern. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Denken Sie aber daran, dass die Beiträge nicht zu lang und allgemein verständlich sein sollten.

Beiträge für das nächste Bulletin sollten bis zum 1. September 2000 bei uns eingegangen sein. Schicken Sie Beiträge (und natürlich auch alle weiteren Anregungen) an die e-mail-Adresse der GBS (gbs@uni-koeln.de), an Eva Schultze-Berndt (Sprachwiss. Institut, Ruhr-Universität, 44780 Bochum; schultze@linguistics.ruhr-uni-bochum.de) oder an Dagmar Jung (Institut für Sprachwissenschaft, Universität zu Köln, 50923 Köln, djung@uni-koeln.de).

Eine weitere Bitte: Um den Mitgliedern den Austausch von Erfahrungen und die Suche nach eventuellen Ansprechpartnern zu erleichtern, hatten wir im vorigen Bulletin angeregt, dass die Einträge in der Mitgliederliste neben Name und Adresse auch Informationen zum Tätigkeitsbereich und/oder zur regionalen Spezialisierung enthalten sollen. Sofern Sie mit einer Veröffentlichung dieser Angaben einverstanden sind und dies noch nicht geschehen ist, lassen Sie uns doch bitte die diesbezüglichen Informationen zukommen.

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Mitgliedsbeiträge

Leider wird an dieser Stelle ein weiterer Aufruf in eigener Sache nötig: Zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung, also im November 1999, standen immer noch Mitgliedsbeiträge von 1999 und sogar 1998 aus. Wir bitten alle säumigen Mitglieder hiermit, die Zahlungen möglichst bald nachzuholen. Hier folgt natürlich sofort die Bitte: Vergessen Sie auch in diesem Jahr die Mitgliedsbeiträge nicht!

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Ausschreibung einer Projektförderung

Dank Ihrer Mitgliedsbeiträge und einiger grosszügiger Spenden kann die Gesellschaft für bedrohte Sprachen zum zweiten Mal eine beachtliche Summe für eine Projektförderung zur Verfügung stellen. Die GBS schreibt hiermit eine Summe von DM 5.000,- (= 2556,46 EUR) aus. Dieser Betrag soll einem Projekt zur Dokumentation oder einer Maßnahme zur Erhaltung einer bedrohten Sprache gemäß den Zielsetzungen der GBS (vgl. Satzung § 2) zugute kommen.

Zur Erinnerung: Die GBS fördert als gemeinnütziger Verein den Gebrauch, den Erhalt und die Dokumentation bedrohter Sprachen und Dialekte. Sie unterstützt Projekte und Personen, die sich mit der Dokumentation bedrohter Sprachen und Dialekte befassen und die zu deren Erhalt beitragen können. Die GBS will eine breite Öffentlichkeit über bedrohte Sprachen und Dialekte und über Probleme der betroffenen Sprachgemeinschaften informieren.

Anträge sind zu richten an die Schriftführung der GBS, Dagmar Jung, Institut für Sprachwissenschaft der Universität zu Köln, D-50923 Köln. Einsendeschluß für Anträge ist der 30.04.2000 (Poststempel). Nach diesem Datum eingehende Anträge können nicht mehr berücksichtigt werden.

Für die Antragstellung ist keine besondere Form vorgeschrieben. Von den AntragstellerInnen wird erwartet, dass sie eine detaillierte Darstellung ihres Vorhabens mit genauen Angaben zu den folgenden Punkten vorlegen:

AntragstellerInnen sollten über gute Beziehungen zu den SprecherInnen der zu dokumentierenden Sprache verfügen. Das Projekt sollte in Übereinkunft und möglichst auch gemeinsam mit diesen durchgeführt werden. Die GBS erwartet nach Abschluß des Projekts einen ausführlichen Bericht zum Stand der Dokumentation und zu den Ergebnissen des Projekts.

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Bericht über die Arbeit der Public-Relation-AG (PRAG) und Bitte um Material

Die auf der Mitgliederversammlung am 20.11.1999 neubegründete PRAG-Gruppe traf sich erstmals im Januar 2000, um die Vorhaben zur Werbung neuer Mitglieder und zum "Fundraising" in Angriff zu nehmen. Sebastian Wittig brachte ein bereits fast fix und fertiges GBS-Logo und einen darauf abgestimmten Entwurf für den Umschlag des Bulletins mit (dazu siehe unten). Da sich nach ihm noch eine andere Gruppe mit der Gestaltung eines Logos befasste, haben wir uns dafür entschieden, den Umschlag des vorliegenden Bulletins noch einmal in der alten Form zu belassen. Nach der endgültigen Wahl eines Logos wird der nächste Umschlag professioneller gestaltet werden.

Die drei Wege Plakat, Flyer und (Hochglanz-)Broschüre zur Welt außerhalb der GBS waren bereits auf der Mitgliederversammlung für gut befunden worden. Die Ergebnisse weiterer Überlegungen seien hier kurz vor- und zur Diskussion gestellt.

 

Plakat

GBS

 

Der Blickfang des Bildes soll eine ansprechende, schöne Landschaft sein, unter der die Porträts von Menschen verschiedener Herkunft gereiht sind, die möglichst freundlich dreinblicken, um das Bild einer "Freude in der Vielfalt" zu versinnbildlichen. Groß darüber die Buchstaben GBS mit dem Logo, klein in der Ecke der Verweis auf Kontaktadresse, Homepage etc.

 

Flyer

Der Flyer mit einem Antragsformular für die Mitgliedschaft soll einerseits zum Mitnehmen an das Plakat geheftet oder gebunden werden, andererseits an potentielle Interessenten verteilt werden. Durch zweimaliges Falten einer DIN A 4-Seite ist er billig herzustellen, und es stehen sechs Seiten zur Verfügung. Hier soll kurz die Situation Angehöriger bedrohter Sprachgruppen dargestellt werden (möglicherweise in Form von Zitaten), auf das mit jeder aussterbenden Sprache verlorengehende Wissen aufmerksam gemacht sowie über die Arbeit des Vereins informiert werden.

 

Broschüre

Die DIN A 5-Broschüre soll etwas aufwendiger gestaltet sein und an potentielle Spender und Spenderinnen sowie auf Nachfrage verschickt werden. Sie wird acht Hochglanzseiten mit Bildern von Feldforschungen und Sprachgemeinschaften enthalten, ansonsten im wesentlichen eine Überarbeitung der Informationsbroschüre der AG "Bedrohte Sprachen" von 1995 darstellen. Die linguistik-spezifischen Bestandteile dieser Darstellung sollen wegfallen; dafür soll die Broschüre um die exemplarische Beschreibung zweier Sprach-gemeinschaften, die Vorteile der Mehrsprachigkeit mit Verweis auf externe Studien und eine Literaturliste zum Weiterlesen für Interessierte erweitert werden.

 

Hilfe

Vor allem für das Plakat und die Broschüre benötigen wir geeignete Fotos, Zitate und Beschreibungen von Sprachgemeinschaften/Feldforschungen. Wer solches Material oder sonstige Anmerkungen beisteuern möchte, schicke es bitte an:

GBS-PRAG, Katrin Lehmann
Institut für Sprachwissenschaft
Universität zu Köln
D-50923 Köln
Katrin.Lehmann@uni-koeln.de

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Zum Logo

An dieser Stelle sollen nun zwei Entwürfe für ein Logo vorgestellt werden, die beide von GBS-Mitgliedern stammen. Bevor ein Logo endgültig übernommen und auch für die Darstellung der GBS in anderen Medien verwendet wird (z.B. Briefkopf, Plakat, Broschüre, T-Shirt), sollen an dieser Stelle zunächst die Entwürfe den Mitgliedern zur Diskussion gestellt werden.

Das erste Logo stammt von Sebastian Wittig, dem an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

 

Das andere Logo entstammt der Feder einer Gruppe von Mitgliedern aus Köln: Isabel Compes, Carmen Dawuda, Sevim Genç, Silvia Kutscher und Katrin Lehmann. Es werden zwei Varianten (eine bzw. drei Schallwellen) zur Diskussion gestellt. Nach dieser Entscheidung sollte die Querform dann für den Briefkopf und die Rundform für andere Medien verwendet werden.

 

 

Bitte lassen Sie Ihre Meinung zu den Entwürfen und auch etwaige Verbesserungsvorschläge bis zum 1. Mai 2000 der PRAG-AG (Kontaktadresse Katrin Lehmann, e-mail: Katrin.Lehmann@uni-koeln.de, Postadresse siehe oben) zukommen.

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Bericht über die Sommerschule in Kiel

(Ulrike Mosel)

Im vergangenen Jahr fand im September eine zweiwöchige Sommerschule 'Feldforschung und empirische Sprachwissenschaft' in Kiel statt, an der sich auch zahlreiche Dozenten und Studenten der Gesellschaft für Bedrohte Sprachen beteiligten. An den Vormittagen der ersten Woche hat die Sprachwissenschaftlerin Prof. Grinevald aus Lyon eine Vorlesung über sprachwissenschaftliche Feldforschung gehalten, in der ein besonderer Schwerpunkt auf praktischen Problemen und ethischen Aspekten der Feldforschung lag. In der zweiten Woche wurde die Vorlesung von der Völkerkundlerin Dr. Ingjerd Hoem aus Oslo gehalten. Sie sprach über Ethnolinguistik und Ethnographie der Kommunikation aus der Perspektive der kulturellen Anthropologie.

Nach den Vorlesungen verteilten sich die 45 Studenten auf 7 Arbeitsgruppen, in denen sie unter der Anleitung von in der Feldforschung erfahrenen Dozenten mit dem Sprecher einer ihnen nicht bekannten Sprache die Feldforschungssituation simulieren und die ersten Daten der Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexik dieser Sprache erheben und analysieren konnten. Die Sprachen, die so 'erforscht' wurden, waren Acoli, Bambara, Koreanisch, Kurdisch, und Nepali. Nachmittags fanden dann Kurse zu ausgewählten Themen wie Phonetik, Lexikographie, Phraseologie, Morphologie in der Feldforschung, Grammatikographie, Diskursanalyse, Sprachgeographie, Sprachdokumentation, Linguistische Tests, Feldforschung bei den Aboriginals und Sprachpflege statt. Wer dann noch nicht völlig erschöpft war, konnte an drei Abenden an Diskussionsrunden über Feldforschung in Amerika, Afrika und in Südostasien und Ozeanien teilnehmen, an denen Dozenten und Studenten von ihren ganz persönlichen Erfahrungen berichteten und Fragen zu praktischen und organisatorischen Dingen diskutierten. Am Wochenende fuhren 20 Teilnehmern mit den Dozenten der Friesischen Wörterbuchstelle, Dr. Walker und Dr. Wilts, nach Föhr, um dort Sprecher und Institutionen einer bedrohten Sprache, des Föhrer Friesisch, kennenzulernen.

Die Sommerschule wurde großzügig von der Volkswagenstiftung gefördert und vom Seminar für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Kiel organisiert.

 

Die Dozenten der Arbeitsgruppen und Kurse im Überblick:

Phonetik (Prof. K. Kohler, B. Peters, M.A., Kiel), Lexikographie (Prof. U. Mosel, Dr. A. Walker, Dr. O. Wilts, Kiel), Phraseologie (Prof. J. Wirrer, Bielefeld), Morphologie in der Feldforschung (Dr. D. Jung, Köln), Grammatikographie (Prof. U. Mosel, Kiel), Diskursanalyse (Prof. F. Serzisko, Köln), Sprachgeographie (Prof. H. Thun, Kiel), Sprachdokumentation (Dr. Th. Braun, Dr. Goltz, Dr. Schröder, Kiel), Linguistische Tests (Dr. F. Braun, Kiel), Feldforschung bei den Aboriginals (Dr. D. Adone) und Sprachpflege (Dr. U. v. Gleich).

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Neuigkeiten von der Volkswagen-Stiftung

Die Ausschreibung der Startphase des Programms "Dokumentation bedrohter Sprachen" der Volkswagen-Stiftung hat auf nationaler und internationaler Ebene wie erwartet ein großes Echo gefunden. Zum Antragstermin (01.12.1999) sind insgesamt 35 Anträge aus dem In- und Ausland bei der Stiftung eingegangen. Sechs davon betreffen Konzeptionen für ein Datenbankprojekt zur Entwicklung eines multimedialen Repräsentationsformats der Sprachdokumentation und einer Lösung für die Archivierung, ein Projekt, welches nach der Idee der Initiativgruppe das technische Rückgrat des Programms bilden und das Programm während seiner gesamten Laufzeit (Start- und Hauptphase) begleiten soll. Weitere sechs Projektanträge beziehen sich auf Vorhaben, die Datenbank- und Dokumentationsarbeit verbinden bzw. solche, bei denen bereits Vorschläge für die Computerisierung von Materialien aus der Dokumentationsarbeit zu einer bestimmten Sprache vorliegen. Den Rest bilden Anträge auf Pilotprojekte für die Startphase im Sinne des Abschnitt VI ("Fördermöglichkeiten") der Ausschreibung (dokumentarische Aufarbeitung größtenteils schon vorliegenden Datenmaterials aus unterschiedlichen Sprachfamilien).

Mit wenigen Ausnahmen sind die von den Anträgen abgedeckten Regionen und Sprachfamilien erstaunlich gleichmäßig über den Erdball verteilt. Lediglich Süd- und Südostasien (Indien, China) sowie Europa sind schwach belegt.

Nach einer ersten internen Sichtung ist die Stiftung augenblicklich mit der Zusammenstellung eines Expertengremiums beschäftigt. Angesichts der großen Anzahl der Anträge wird die Begutachtung einige Zeit in Anspruch nehmen; es wird jedoch davon ausgegangen, daß bereits Ende März oder im Laufe des April eine Gutachtersitzung stattfinden kann, damit das Programm baldestmöglich gestartet werden kann. Die Volkswagen-Stiftung wird am 13. Februar auf der von ihr gesponserten Konferenz "Language Endangerment, Research, and Documentation - Setting Priorities for the 21st Century" in Bad Godesberg vor einem internationalen Publikum über das Programm berichten. Auch wir werden Sie an dieser Stelle laufend weiterinformieren. Ansprechpartnerin für Auskünfte über das Gesamtprogramm ist weiterhin Frau Dr. Vera Szöllösi-Brenig (Tel.: 0511/8381-218 oder e-mail: szoelloesi@volkswagenstiftung.de; Website: www.volkswagenstiftung.de).

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Bericht über das von der GBS geförderte Projekt "Der ostfränkische Dialekt des Dorfes Hetzles" (Klaus Geyer, Universität Kiel)

Für die Dokumentation des bedrohten ostfränkischen Basisdialekts des Dorfes Hetzles ist die erste Arbeitsphase der Aufnahme von Proben gesprochener Spontansprache abgeschlossen. Die Aufnahmen erfolgten während zweier Aufenthalte bei der Sprachgemeinschaft. Insbesondere aufgrund des Engagements, das der örtliche Verein für Brauchtumspflege dem Vorhaben entgegengebracht hat, konnte nicht nur sprachlich, sondern auch volkskundlich interessantes Material aufgenommen werden.

Aufgenommen wurden insgesamt acht SprecherInnen aus zwei Generationen, vier aus der Generation der ca. 60-70jährigen und vier aus der Generation der ca. 30-40jährigen, mindestens ein Mann und eine Frau aus jeder Generation. In Abstimmung mit den InformantInnen wurden aus dem Rohmaterial ca. 60 min Sprachaufnahmen für die Textsammlung ausgewählt (ca. 50 Seiten). Dies sind überwiegend spontansprachliche, monologische Texte.

Die Dokumentation ist unter dem Titel Der ostfränkische Basisdialekt des Dorfes Hetzles bei Lincom in der Reihe Languages of the world/text collections angekündigt. Der Dokumentation vorangestellt werden Informationen zur dialektologischen Einordnung und zur aktuellen soziolinguistischen Situation des Dialektes in der Sprachgemeinschaft. In einem Anhang werden die wichtigsten Auffälligkeiten des Dialekts im Unterschied zum Standarddeutschen zusammengestellt. Ein kompletter grammatischer Sketch, der wünschenswert wäre, ist aus Platz- und Zeitgründen nicht machbar. Im Hauptteil werden die Texte in unterschiedlicher Detailliertheit präsentiert. Zumindest ein Teil der Texte wird mit interlinearer Glossierung versehen. Zusätzlich werden hier die Intonationskontur, die Pausenlänge und besondere Hervorhebungen durch die SprecherInnen (z.B. Satzakzent) notiert.

Problematisch bei der angestrebten Präsentation der Texte ist, daß die Sprachgemeinschaft nur bedingt Nutzen davon haben wird und kaum auf die wissenschaftliche Publikation zurückgreifen wird. Die zunächst geplante Vorgehensweise, die Dokumentation in der Lincom-Reihe so zu gestalten, daß nicht nur die Sprachwissenschaftler, sondern auch die Sprachgemeinschaft selbst Nutzen davon hat, würde viele Kompromisse in beiden Richtungen erfordern. Als Beispiele seien bezüglich der Orthographie unterschiedliche Schreibtraditionen im größeren Dialektraum genannt sowie die Tatsache, daß in der Dokumentation Fehlstarts, Versprecher etc. mit aufgenommen werden, die SprecherInnen aber ihre Erzählungen für Interessierte aus der Dialektregion lieber in einer maßvoll überarbeiteten, geglätteten Form und in einer stark am Standarddeutschen orientierten Orthographie präsentieren würden. Deshalb wurde begonnen, Kontakte zu regionalen Verlagen zu suchen, die an der Edition eines solchen Textbändchens Interesse haben könnten.

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Aktivitäten unserer Mitglieder

Feldforschung im Amazonasgebiet Kolumbiens (Frank Seifart, Bogotá)

Seit einem Jahr erforsche ich im Rahmen eines Studienprogramms des CCELA (Centro Colombiano de Lenguas Aborígenes) das Miraña, das am mittleren Caquetáfluß im Amazonasgebiet Kolumbiens gesprochen wird. Von den ca. 400 Mirañas sprechen nur noch ca. 100 diese Sprache, es wird jedoch nur von ca. 40, in der Mehrzahl älteren, Menschen mehr oder weniger regelmäßig gebraucht. Alle können Spanisch sprechen. Von Kindern wird das Miraña nur in sehr wenigen Ausnahmefällen als Erstsprache erlernt. Das Miraña ist also bereits als moribund zu bezeichen. Dies mag zunächst erstaunen, da das Siedlungsgebiet der Mirañas recht schwer erreichbar ist. Sie leben heute relativ ungestört in vier Dörfern in einem riesigen, staatlich anerkannten Reservat. Die nächste Ortschaft mit ein paar Läden und einigen Institutionen der Nationalgesellschaft (Polizei, Sanitätsstation, Telefon) liegt mindestens eine Tagesreise mit dem Motorboot entfernt und wird durch hohe Benzinpreise noch unerreichbarer. Die wichtigsten Ursachen für die heutige Bedrohungssituation liegen bereits mehrere Jahrzehnte zurück. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts wurden die Mirañas wie alle indigenen Völker dieser Region Opfer des massiven Kautschukabbaus. Durch die Aktivitäten des englisch-peruanischen Unternehmens "Casa Arana" in den 20er bis 40er Jahren kamen zehntausende Indígenas durch Zwangsarbeit oder gezieltes Morden um oder mußten in andere Regionen fliehen. Die Sprachen Okaina, Nonuya und Resigaro sind in Folge dieser Ereignisse ausgestorben. Die Bevölkerung der Mirañas wurde von mehreren tausend auf ein paar hundert reduziert. In den 50er Jahren begannen einige Mirañas wieder, sich als ethnische Gruppe nahe ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet am mittleren Caquetá sozial zu organisieren. Über vorbeiziehende Kautschuk-, Fell- und Fischhändler bestand aber seitdem immer ein Kontakt mit der Nationalgesellschaft und der spanischen Sprache.

Die Kinder der Mirañas verbringen ab der 4. Klasse die meiste Zeit des Jahres in den Internaten der Missionsstationen, wo selbstverständlich nur Spanisch gesprochen wird. Heute ist das Leben der am Caquetá ansässigen Indígenas stark durch die Aktivitäten verschiedener gemeinnütziger Organisationen geprägt, die Projekte in Erziehung, Umweltschutz und biologischer Forschung mit den Indígenas durchführen. Die Mirañas nehmen z.B. an einem von einer japanischen Organisation finanzierten Projekt teil, das als globales Ziel den Schutz des Regenwalds verfolgt. Durch die Stärkung der indigenen Kultur sollen die natürlichen Ressourcen geschützt werden. In diesem Rahmen werden u.a. Dokumente der traditionellen Kultur erstellt. Diese werden bisher jedoch nur auf spanisch verfaßt. Trotz verschiedener Vorschläge zu einem Alphabet und einem mehrjährigen Lehrerfortbildungskurs, in dem auch an einem Alphabet gearbeitet wurde, wird das Miraña bisher praktisch gar nicht geschrieben. Auch in den von den Mirañas autonom geleiteten Schulen wird Miraña weder als Unterrichtssprache gebraucht noch als Fach gelehrt.

Bei der Standardisierung des Alphabets mitzuarbeiten war eine der Bedingungen, die seitens der Sprecher an mich gestellt wurde, als ich sie zum ersten Mal besuchte und um die Erlaubnis bat, bei ihnen meine Feldforschung durchführen zu dürfen. Die Erstellung, oder "Standardisierung" des Alphabets kann aber nur ein erster Schritt sein; weitaus schwieriger wird dessen Einführung und Verbreitung werden — die "Verschriftlichung" im Gegensatz zur "Verschriftung", d.h. die Gewöhnung daran, die eigene Sprache in einer standardisierten Form zu schreiben, die nicht nur für den Schreiber selbst, sondern für alle Sprecher zugänglich ist. Wir hoffen, im Laufe dieses Jahres einen Workshop mit möglichst vielen Sprechern durchführen zu können, um einige grundlegende Probleme zu klären, z.B. die Repräsentation von Tönen, die bedeutungsunterscheidend sein können. Mein Vorschlag wird sein, die Schreibweise des Bora, das mit dem Miraña so eng verwandt ist, daß eine gegenseitige Verständigung fast problemlos möglich ist, auf das Miraña anzuwenden und ggf. geringfügig zu modifizieren. Diese Schreibweise ist von einem Missionar des Summer Institute of Linguistics, der seit ca. 30 Jahren bei den Boras in Peru wohnt, entwickelt worden. Sie ist zwar vom linguistischen Standpunkt nicht perfekt, scheint aber bereits eine gewisse Verbreitung gefunden zu haben. Daß Mirañas und Boras, die sich auch kulturell sehr nahe stehen, ihre Texte gegenseitig ohne Probleme lesen können, scheint mir ein wichtiges Argument zu sein.

Das wichtigste Nahziel ist, daß traditionelle Texte, Mythen und Gesänge von den Mirañas selbst schriftlich festgehalten werden können - im Rahmen des erwähnten Projekts der japanischen Organisation, d.h. mit Bezahlung, und hoffentlich auch darüber hinaus. Mir erscheint die Idee sehr reizvoll, daß so eine Art von Sprachdokumentation von den Sprechern selbst durchgeführt werden kann, und ich hoffe durch linguistische Beratung dazu beitragen zu können. Wie bei vielen Sprachgemeinschaften dieser Region drängt die Zeit, denn der Großteil des traditionellen Wissens wird nur noch von ein paar wenigen Alten gehütet.

 

Samoanisches Wörterbuch (Ulrike Mosel, Kiel)

Seit 1997 arbeitet Ulrike Mosel, Professorin für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Kiel, mit einem Team von samoanischen Lehrern an einem einsprachigen samoanischen Wörterbuch für Schulkinder und einer Samoanischgrammatik für Lehrer. Die Grammatik ging im Mai vergangenen Jahres in Druck, das Wörterbuch soll jetzt im März fertiggestellt werden. Als Begleitmaterial zu diesen Büchern haben Ulrike Mosel und ihre samoanische Kollegin Ainslie So'o fünf Hörspiele für Lehrer und Schüler auf Samoanisch geschrieben, in denen in witzigen Dialogen über Sprache und Grammatik gesprochen wird. Das Schulbuchprojekt wird von der australischen Entwicklungshilfe AusAid finanziert. In einer der nächsten Ausgaben des Bulletins soll ausführlicher über diese Arbeit berichtet werden.

 

Verband zur Förderung der lasischen Sprache und Kultur — LAZEBURA e.V. (Sevim Genç, Köln)

Die LasInnen sind ein südkaukasisches Volk, das in der Nordosttürkei zu Hause ist. Die LasInnen sind zwar mit den TürkInnen ethnisch und kulturell nicht verwandt (ebensowenig wie die beiden Sprachen verwandt sind), werden aber nicht als ethnische Minderheit in der Türkei anerkannt, wie dies z.B. für ArmenierInnen und GriechInnen der Fall ist. Daher ist über die LasInnen und ihre Sprache sowohl in der Türkei wie allgemein wenig bekannt. Statistiken über die Ethnie gibt es nicht. Pikanterweise werden von türkischer Seite alle Menschen, die in der Schwarzmeerregion leben, ohne Ansehen der Ethnie als Laz 'LasInnen' bezeichnet und daher das Lasische fälschlicherweise als türkischer Dialekt aufgefaßt. In Wirklichkeit lebt das Volk, das diesen Namen trägt und diese Sprache spricht, heute in den Verwaltungsbezirken Xopa, Ark`abi, Vi3e, Art`aseni, Atina. Dazu kommt eine geringe Zahl von LasInnen, die in Georgien südlich von Batum leben.

Das Volk der LasInnen umfaßt schätzungsweise zwischen 250.000 und 500.000 Menschen. Die meisten LasInnen sind mindestens zweisprachig Türkisch/Lasisch, ein geringer Prozentsatz ist einsprachig Türkisch. Auch die älteren Leute sprechen neben dem Lasischen meist fließend Türkisch.

Konkret sieht das sprachliche Leben der LasInnen so aus, daß das Lasische seit Jahrhunderten nur in der Familie und in Dörfern und Städten mit rein oder mehrheitlich lasischer Bevölkerung gesprochen wird. Schul- und Amtssprache ist für die LasInnen allein Türkisch. Ebenso ist die Sprache aller Medien Türkisch, d.h. regelmäßig erscheinende Zeitungen, Bücher und Fernseh- oder Radiosendungen in lasischer Sprache existieren nicht. Der Zuzug türkischsprechender Bevölkerungsteile nach Lasistan, die Notwendigkeit der Beherrschung des Türkischen für eine ausreichende Schulbildung und nicht zuletzt der Einzug der modernen Medien auch in die abgelegensten Bergdörfer der lasischen Bevölkerung hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß die junge Generation der LasInnen nicht mehr selbstverständlich das Lasische als Muttersprache erlernt, sondern viele Eltern dazu übergangen sind, aufgrund des politischen und gesellschaftlichen Drucks mit ihren Kindern auf Türkisch zu kommunizieren, um so die schulischen und beruflichen Chancen ihrer Kinder durch gute Türkischkenntnisse zu erhöhen.

Ein Teil der aus der Türkei stammenden MigrantInnen in Deutschland sind lasischer Abstammung. Für diese LasInnen ergibt sich, wie für andere MigrantInnen auch, das Problem der Integration in die deutsche Gesellschaft und gleichzeitig die Bewahrung ihrer kulturellen Identität. Eine sprachliche Betreuung der hier aufwachsenden Kinder, z.B. Lasisch-Unterricht an den Schulen und in kulturellen Einrichtungen, besteht nicht. Dies ist u.a. auf den Status der LasInnen als aus politischen Gründen nicht anerkannten Minderheit zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund hat sich von lasischer Seite aus in Dortmund ein Arbeitskreis organisiert, der sich seit 1984 den speziellen Problemen der LasInnen in Deutschland gewidmet hat.

Der Arbeitskreis war eine Kontaktstelle für die LasInnen, die sich für die lasische Sprache und Kultur interessierten. Sowohl aus Deutschland als auch aus der Türkei haben sich die LasInnen schriftlich oder persönlich dem Arbeitskreis zugewendet. Die LasInnen verlangten vom Arbeitskreis Informationen über ihre Sprache und Geschichte. Oder sie baten um Hilfe bei der Beschaffung traditioneller Musikinstrumente oder Musiker, für Hochzeiten und ähnliche Feste. Der Arbeitskreis hatte keinen offiziellen Status und erhielt keine finanzielle Mittel von den öffentlichen Stellen als Unterstützung. Die ganze Arbeit wurde mit freiwilligen und privaten Initiativen finanziert und organisiert. Als sich die Anzahl der LasInnen, die sich dem Arbeitskreis zuwendeten, vergrößerte, war der Arbeitskreis nicht mehr in der Lage, alle Wünsche zu erfüllen und die LasInnen mit Informationen zu versorgen.

In Deutschland leben schätzungsweise zwischen 3.000 und 5.000 LasInnen. Diese LasInnen zu organisieren und sich mit ihren Problemen zu beschäftigen, hat den Arbeitskreis überfordert. Deswegen war es sinnvoll, einen Verein zu gründen, um den Arbeitsumfang zu erweitern und zu ermöglichen, daß viele LasInnen zusammen arbeiten können. Mit diesem Gedanken kamen einige LasInnen am 22. März 1997 zusammen, um den Verband zur Förderung der lasischen Sprache und Kultur - LAZEBURA e.V. in Köln zu gründen. Im Sommer 1998 wurde LAZEBURA e.V. vom Amtsgericht Köln registriert und stellt so die erste allgemein zugängliche kulturelle Einrichtung für die lasische Kultur und Sprache in der Welt dar. Die in seiner Satzung vereinbarten Zwecke und Ziele des Verbandes LAZEBURA e.V. sind :

  1. LAZEBURA dient zur Förderung der lasischen Sprache und Kultur.
  2. LAZEBURA vertritt sprachliche und kulturelle Ziele und fördert wissenschaftlich fundierte und interkulturell orientierte Erziehungs-, Bildungs- und Öffentlichkeits-maßnahmen. Er fördert insbesondere eine global orientierte moralische Erziehung der multikulturellen Gesellschaft.
  3. LAZEBURA betrachtet den freien Gebrauch von Sprachen und Kulturen als allgemeines Menschenrecht. Er betrachtet die uneingeschränkte Entfaltung von Sprachen und Kulturen als ein unveräußerliches Recht eines jeden Menschen.
  4. LAZEBURA arbeitet kontinuierlich mit Einrichtungen, Institutionen, Gruppen und Persönlichkeiten, die dem Wohle der Völkerverständigung und des Weltfriedens dienen, zusammen.
  5. Um dem drohenden Untergang der lasischen Sprache und Kultur wirksam entgegen zu treten und die internationale Anerkennung derselben zu erreichen, wird LAZEBURA im Rahmen ihrer Möglichkeiten in folgenden Bereichen tätig werden:

Der Verband LAZEBURA e.V. hat sowohl in Deutschland als auch in der Türkei von lasischer Seite aus sehr unterschiedliche Reaktionen bekommen. Einige LasInnen zeigen großes Interesse, während andere sehr kritisch und zurückhaltend sind. Die politische Situation der Türkei beeinflußt sie negativ. Aus Angst bleiben sie fern und nehmen nicht Teil an Aktivitäten des Verbandes; sie distanzieren sich kritisch und beobachten argwöhnisch die Veranstaltungen des Verbandes. Dies macht die Lage für die aktiven Mitglieder von LAZEBURA e.V. schwierig. Obwohl der Verband eine kulturelle Einrichtung darstellt und nicht politisch tätig ist, ist es sehr schwer, diese LasInnen davon zu überzeugen. Trotz allem hat der Verband LAZEBURA e. V. zur Zeit 19 mutige Mitglieder.

Der Verband LAZEBURA e.V. feierte seine Gründung am 24. April 1998 in Köln. Zu der Feier kamen unerwarteterweise 130 LasInnen. Viele von ihnen kamen aus anderen Städten angereist. Viele äußerten den Wunsch, daß so eine Feier regelmäßig jedes Jahr stattfinden soll. Einige beklagten auch, daß mittlerweile nur die LasInnen keine kulturellen Einrichtungen haben und daß das geändert werden müsse. Dies läßt auf weitere Beitritte in den Verband hoffen. Alle diese positiven Reaktionen zeigen, daß die Gründung eines Verbandes notwendig war. Der Verband LAZEBURA e.V. bekam die Möglichkeit, mit den LasInnen aus anderen Städten Kontakte zu knüpfen. Deswegen hat der Verband LAZEBURA e.V. sich entschlossen, jedes Jahr im April eine Feier in Köln zu organisieren. Für dieses Jahr sind außerdem folgende Aktivitäten geplant: Die Durchführung eines Lasischkurses in Köln, ein monatliches Treffen für lasische Jugendliche in Dortmund, eine Seminar-Reihe über die lasische Sprache und Geschichte, und ein Konzert mit lasischen Musikern in Dortmund. Der Verband LAZEBURA e.V. gibt einmal jährlich eine zweisprachige Zeitschrift, LAZEBURA, auf Lasisch und Türkisch heraus. Es wird geplant, daß die Zeitschrift vier mal jährlich und in drei Sprachen, nämlich Lasisch, Türkisch und Deutsch erscheint. Zur Zeit fehlt es jedoch an Geld und Beiträgen.

Der Verband LAZEBURA e.V. hat zur Zeit folgende Kontaktadressen:

  1. LAZEBURA e.V.
    Postfach 990 142
    51105 Köln

  2. LAZEBURA e.V.
    Postfach 10 40 26
    44145 Dortmund

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Studienhaus für keltische Sprachen und Kulturen

Am 10. Dezember wurde in Königswinter das Studienhaus für keltische Sprachen und Kulturen offiziell eröffnet. Das SKSK ist eine Abteilung des Sprachwissenschaftlichen Instituts der Universität Bonn. Es wird finanziert und mitverwaltet durch den bereits im April 1997 gegründeten Förderverein SKSK e.V. Wesentliche Subventionen kommen vorerst von den Regierungen Irlands und Schottlands. Aufgaben und Ziele des SKSK sind in erster Linie die Lehre des Irischen, Schottisch-Gälischen, Walisischen und Bretonischen in Intensiv- und Kompaktkursen; desweiteren Tagungen, Seminare und Gastvorträge zu verschiedenen Aspekten der historischen und modernen keltischen Länder und ihrer Sprachen. Eine Bibliothek und Dokumentationsstelle sind im Aufbau. Mittelfristig sollen auch eigene Lehrmittel entwickelt und Forschungsarbeit zu linguistischen und verwandten Themen im Bereich der noch gesprochenen keltischen Sprachen geleistet werden.

Die Gründung einer solchen Institution ist für die Dokumentierung, Erforschung und somit auch den Erhalt der vier noch gesprochenen keltischen Sprachen, die alle zu den bedrohten Minderheitensprachen Europas zählen, von immenser Bedeutung. Weitere Informationen unter www.sksk.de oder 02223/912-666, Fax -667.

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Buchempfehlung

Jack Bohemia & Bill McGregor, 1995. Nyibayarri — Kimberley Tracker. Canberra: Aboriginal Studies Press.

Dieses Buch ist weder ein Bericht über eine Feldforschung noch eine Textdokumentation in einer bedrohten Sprache, sondern eher eine Autobiographie. Es wäre aber nicht entstanden ohne Feldforschung und Sprachdokumentation. Denn es beruht zum grössten Teil auf den autobiographischen Erzählungen eines australischen Aborigine, Nyibayarri (Jack Bohemia) in seiner Muttersprache Gooniyandi, die von einem anglo-australischen Linguisten (Bill McGregor) aufgenommen, transkribiert und übersetzt wurden. Und es kann als Modell dafür empfohlen werden, was aus der Zusammenarbeit eines native speakers und eines Sprachwissenschaftlers — über die reine Sprachdokumentation und -beschreibung hinaus — entstehen kann.

Jack Bohemia, Anfang des 20. Jahrhunderts geboren, arbeitete fast sein ganzes Leben lang als ‘Police Tracker’ für die australische Polizei in den Kimberleys, in einer der entlegensten Gegenden Australiens. Solche ‘Police Tracker’ hatten eine sehr wider-sprüchliche Rolle inne. Ihre Aufgabe war nicht in erster Line die Rettung von desorientierten, vom Verdursten bedrohten whitefellows (obwohl auch dies in den Erzählungen eine Rolle spielt), sondern das Aufspüren von Aborigines, die des Tötens von Rindern und manchmal auch des Mordes verdächtigt waren. Oft auf den blossen Verdacht hin wurden sie (und auch Familienmitglieder und potentielle Zeugen) gefangengenommen und meist grausam bestraft. Ohne die Mithilfe dieser Tracker, mit ihrer phänomenalen Ortskenntnis, ihrem Orientierungssinn und ihrer von frühster Kind-heit an trainierten Fähigkeit des Spurenlesens hätte die Polizei dabei kaum eine Chance gehabt. Aus unserer Sicht könnte man Männer wie Jack Bohemia vielleicht als ‘Kollabo-rateure’ bezeichnen. Weder in den Erzählungen noch in den begleitenden Kommentaren kommt jedoch eine Wertung zum Ausdruck. Vielmehr vermitteln sie das Bild eines aussergewöhnlichen Mannes, der stolz auf seine Kultur und auf seine Fähigkeiten ist und in dem Bewusstsein lebt, das in seiner Situation Richtige getan zu haben.

Aus Gründen der Publizierbarkeit (wie im Vorwort bedauernd angemerkt wird) sind die Erzählungen nur in der englischen Übersetzung abgedruckt. Einige schwer übersetzbare Begriffe sind durchgängig auf Gooniyandi wiedergegeben und werden in einem Glossar erläutert. Wie McGregor im Vorwort bemerkt, sieht er seine Rolle darin, zwischen Bohemia und Lesern mit westlichem Hintergrund zu vermitteln. Dies ist ihm rundum gelungen — nicht zuletzt dank seiner erläuternden Kommentare zum historischen Hintergrund der autobiographischen Erzählungen, die auf gründliche Recherche in Archiven schliessen lassen. Das Buch gibt einen spannenden und oft erschütternden Einblick in das Schicksal von Mitgliedern einer (nicht nur sprachlichen) Minderheit. Nyibayarri starb 1995, kurz vor Erscheinen des Buchs, nicht nur ein Mann mit einem bewegten Leben, sondern auch einer der letzten Sprecher einer australischen Sprache.

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Konferenzen

Language Endangerment and Language Maintenance: An active approach. La Trobe University, Melbourne, Australia, 29.-30. November 1999. Organisiert von David Bradley (Dept. of Linguistics, La Trobe, Melbourne).

Die Konferenz, an der u.a. Barry Blake, Kate Burridge, Maya Bradley, Margaret Florey und Rob Amery teilnahmen, beschäftigte sich einerseits mit generellen Fragen der Sprachbedrohung, andererseits mit einer Reihe von Fallstudien zu australischen Sprachen sowie Minderheiten- und Immigrantensprachen in Indonesien, Thailand, China, Kanada und den Niederlanden. Einzelheiten über die Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluß nicht vor. Kontaktadresse: Linguistics@latrobe.edu.au.

Language Endangerment, Research and Documentation - Setting Priorities for the 21st Century. Karl-Arnold Akademie, Bad Godesberg, 12.-17. Februar 2000. Internationales Kolloquium veranstaltet von der Volkswagen-Stiftung.

Auf dieser von Matthias Brenzinger (Institut für Afrikanistik, Köln) organisierten Konferenz werden ca. 20 eingeladene Experten zur Bedrohtheitssituation und Prioritäten der Dokumentation berichten. Die Sitzungen sind nach Weltgegenden areal aufgeteilt; es gibt Berichte über Arktis, GUS, Europa, Mittlerer Osten, Südostasien, Australien, Indien, Pazifik, verschiedene Teile Afrikas, Nord-, Zentral- und Südamerika. Zu den Eingeladenen gehören u.a. Michael Krauss, Nicholas Evans, Stephan Wurm und Colette Grinevald. Kontaktadresse: Matthias.Brenzinger@uni-koeln.de.

Workshop on "Developing language resources for minority languages", Athen, 30. Mai 2000. Veranstaltet von Briony Williams (University of Edinburgh, Scotland, UK).

Ziel dieses Workshops, der der "2nd International Language Resources and Evaluation Conference (LREC2000)" vorgeschaltet ist, ist die Bündelung von Aktivitäten zur Entwicklung von sprachtechnologischen Produkten für Minoritätensprachen. Kontaktadresse: briony@cstr.ed.ac.uk. Generelle Info zu LREC2000: http://www.icp.grenet.fr/ELRA/lrec2000.html.

Symposium "Languages in the Amazon and its Neighboring Areas". Warschau, Juli 2000.

Ein Workshop über bedrohte Sprachen Amazoniens im Rahmen des "50th International Congress of Americanists". Kontaktadresse: marilia@acd.ufrj.br.

Fourth International Conference hosted by the Foundation for Endangered Languages: "Endangered Languages and Literacy". Charlotte, North Carolina, USA, 21.-24. September 2000.

Die Konferenz befaßt sich vornehmlich mit der Frage, welche alternativen Möglichkeiten im Rahmen der modernen Technologieentwicklung (CDs, Video etc.) zur Verfügung stehen, wenn "Literacy" eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung einer bedrohten Sprache ist, diese aber auf traditionellem Weg, d.h. durch die Schaffung einer Schriftsprache und entsprechender Literaturentwicklung, aus irgendeinem Grund nicht möglich sein sollte. Kontaktadresse: nostler@chibcha.demon.co.uk.

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Sonstiges

ELF

Unser Schwesterverein "Endangered Languages Fund" hat am 26. Januar seine diesjährige Ausschreibung bekanntgegeben: insgesamt $20.000,- (Fördersumme ca. $3.000,- pro Einzelprojekt). Kontaktadresse: http://www.ling.yale.edu/~elf.

 

Akha Heritage Foundation

Wer sich für das Schicksal der Akha in Thailand interessiert, bekommt aus erster Hand eine Fülle von Informationen über die "Akha Heritage Foundation" (Matthew McDaniel). McDaniel gibt über e-mail ein Informationsblatt heraus, in dem über Vertreibungen, Zwangsumsiedlungen usw. sowie über aktive Hilfe von Seiten der Organisation berichtet wird. Kontaktadresse: akha@loxinfo.co.th.

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Protokoll der 2. Mitgliederversammlung


vom 20.11.1999 in Köln, 14 Uhr

Anwesend: 24 Mitglieder

Sitzungsleiter: Sasse, Protokollantin: Jung

TOP 1 Annahme der Tagesordnung

Tagesordnung wird von den anwesenden Mitgliedern akzeptiert

TOP 1a Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung 1998

Das Protokoll wird genehmigt (so wie abgedruckt im GBS Bulletin No.1)

TOP 2 Bericht des Vorstands

Der Vorsitzende berichtet folgendes:

Bericht des Kassiers

Kassenlage insgesamt erfreulich, allerdings gibt es einige säumige Mitglieder

Vereinsvermögen mit Stand vom 18.11.1999:

Einnahmen

Guthaben Vorjahr:
6.451,60
Mitgliedsbeiträge
2.160,00
Spenden
2.325,00
gesamt
10.936,60

Ausgaben

Stipendien 1999
5.000,00
Gebühren (Notar, Amtsgericht, Konto)
512,37
gesamt
5.512,37

Einnahmen — Ausgaben = DM 5.424,23

TOP 3 Bericht der Kassenprüfer

Dawuda und Casaretto berichten. Buchführung ist in Ordnung, keine Unregel-mäßigkeiten, Gelder wurden satzungsgemäß verwendet. Beide Kassenprüfer weisen daruf hin, daß ca. DM 600 von säumigen Mitgliedern und Beiträgen noch ausstehen.

TOP 4 Entlastung des Vorstands

Der Vorstand wird einstimmig entlastet.

TOP 5 Bericht zur Stipendienvergabe 1999

Sasse berichtet, daß die Summe von DM 5000,00 am 15. Juni 1999 an zwei Projekte vergeben wurde: 4000,00 an Philomena Dol aus Leiden für eine Arbeit mit dem Titel "A record of Maybrat for the speakers" , sowie an Klaus Geyer (Kiel) für ein Projekt "Der ostfränkische Dialekt des Dorfes Hetzel". Eine Nachgenehmigung über weitere DM 1.000,00 an Dol wird von der anwesenden Stipendiatin als zur Finanzierung nicht nötig angesehen und daher nicht beschlossen.

TOP 6 Neue Stipendienausschreibung

Dem Antrag auf eine neue Stipendienausschreibung im Jahr 2000 über eine Summe von mindestens DM 4.000,- und maximal 5.000,- wird von der Mitgliederversammlung mittels Beschlußfassung einstimmig stattgegeben. Die genaue Höhe der Summe wird vom Vorstand anhand der Kassenlage im Januar 2000 beschlossen. Die Ausschreibung wird im nächsten Bulletin erfolgen.

TOP 7 Zeitschrift

Sasse und Beck berichten über die fortschreitende Planung einer Zeitschrift zum Thema bedrohte Sprachen. Als reine Mitgliederzeitschrift der GBS kommt die Zeitschrift nicht in Frage, da nicht genügend Mitglieder vorhanden sind. Allerdings ist eine Kooperation mit den Partnerorganisationen Endangered Languages Fund und Foundation for Endangered Languages denkbar.

TOP 8 Fundraising

Sasse spricht Möglichkeiten an, Spenden für den Verein zu bekommen. Hierzu wird gutes Werbematerial benötigt. Stathi erklärt sich bereit, eine Arbeitsgruppe "Fundraising" zu leiten. Eine weitere Arbeitsgruppe "Public Relations" wird sich um die Gestaltung von Faltblätter, eines Logos, eines Posters und der Web-Seite kümmern. Dieser AG gehören Lehmann, Schumacher, Schultze-Berndt, Wittig und Beck an.

TOP 9 Aktivitäten

TOP 10 Verschiedenes

Keine Punkte. Die Sitzung wird um 17:12 geschlossen.

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