gbs-bulletin no. 4



Inhalt

  Editorial
  Einladung zur Mitgliederversammlung
  Die diesjährigen Stipendiaten und Stipendiatinnen der GBS
  Liste der Spender
  Kooperationsabkommen
  Praktikum bei der GBS
  Aktion der GBS anläßlich der Mittelkürzung für die Sorbenstiftung
  VW-Programm geht in die Startphase
  Zeitschrift für bedrohte Sprachen
  Konferenz "Language Endangerment" in Bad Godesberg
  Europäischer Tag der Regional- und Minderheitensprachen 2000:Veranstaltung in Cottbus
  Die europäischen Kleinsprachen am Anfang des 21. Jahrhunderts
  Der Schwerpunkt Kleinsprachen an der Universität Bremen
  Das Saterfriesische
  Moluccan languages in the Netherlands: documenting moribund languages in an immgrant setting
  Kurznachrichten
  Konferenzen
  Websites


Editorial

Liebe Mitglieder,

unser Bulletin ist diesmal recht dick geworden. Wir verdanken dies erstens den verstärkten Aktivitäten auf unserem Gebiet, von denen zu berichten ist: das Anlaufen der Pilotphase des VW-Programms, Fortschritte bei der Gründung einer Zeitschrift sowie eine Reihe wichtiger Kongresse und Konferenzen (Konferenz "Language Endangerment" in Bad Godesberg, Europäischer Tag der Regional- und Minderheitensprachen, Die europäischen Kleinsprachen am Anfang des 21. Jahrhunderts). Zweitens sind wir dabei, uns zu einer international anerkannten Gesellschaft zu mausern, was sich in zahlreichen Kooperationen manifestiert. Zu berichten ist ferner über unsere Aktion zur Unterstützung der Sorben, sowie über die Auswahl unserer diesjährigen Stipendiaten und Stipendiatinnen. Darüberhinaus gibt es wie immer eine ganze Reihe weiterer Beiträge von einzelnen Mitgliedern und vom Vorstand über interessante Ereignisse und Aktivitäten, aktuelle Informationen und Kurznachrichten.

Unsere Arbeitsgemeinschaft für Public Relations (PRAG) hat inzwischen eifrig an den Werbematerialien gearbeitet. Ein Logo haben wir zwar immer noch nicht, denn die in der letzten Ausgabe vorgestellten Entwürfe sind nicht auf allgemeine Zustimmung gestoßen. Wir arbeiten weiter daran und verwenden vorläufig unser altes Emblem von der Homepage. Dafür ist aber ein „Flyer“ fertiggestellt worden, der Mitgliedern mit diesem Bulletin zugesandt wird. Die geplante Informationsbroschüre ist inhaltlich fertig, doch fehlen noch Einzelheiten im Design. Dasselbe gilt für ein Plakat. Diese Materialien werden im Laufe der nächsten Monate fertiggestellt und bei der nächsten Mitgliederversammlung im November vorgestellt werden.

Auf der letzten Mitgliederjahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) wurde mit einer Gegenstimme die Auflösung unserer Vorgängerorganisation AGBS beschlossen. Wir übernehmen nunmehr die alleinige Verantwortung innerhalb Deutschlands für die Bemühungen um bedrohte Sprachen. Um weitere Verbundenheit mit der DGfS zum Ausdruck zu bringen, habe ich im Namen des Vorstands versprochen, die Berichtspflicht gegenüber der DGfS in der Jahresversammlung weiterhin aufrecht zu erhalten.

Auf eine wichtige Korrektur möchte ich noch aufmerksam machen. Im Impressum des letzten Bulletins ist uns ein peinlicher Fehler unterlaufen: Die URL unserer Internet-Website ist als „http://www.uni-koeln.de/GBS“ angegeben. Mit dieser Adresse bemüht man sich vergeblich, auf unsere Homepage zu gelangen. Die drei letzten Buchstaben sind klein zu schreiben, also http://www.uni-koeln.de/gbs. Wir bitten alle um Verzeihung, die dies mühselig selbst (oder gar nicht) herausgefunden haben.

Ferner sind zwei wichtige Neuerungen zu erwähnen. Erstens, Mitgliedsbeiträge können in Zukunft per Bankeinzugsermächtigung abgebucht werden; ein entsprechendes Formular findet man hier. Zweitens, in Zukunft werden auf Wunsch einiger Mitglieder die Namen der Spender im Bulletin aufgeführt (aus Datenschutzgründen ohne Nennung der gespendeten Summen). Wer hier nicht genannt werden möchte, möge dies bitte bei der Spende angeben, ansonsten läuft das Verfahren automatisch.

Zum Schluß möchte ich allen Spendern, allen Mitgliedern der PRAG-Gruppe, allen Verfassern von Beiträgen für dieses Heft und nicht zuletzt auch unserer Praktikantin Katja Kolbe, die wesentlich zur Verschönerung der Gestaltung des Bulletins beigetragen hat, im Namen des Vorstandes ganz herzlich für die ausgezeichnete Arbeit in diesem Halbjahr danken. Es ist fast überflüssig zu sagen, daß weiterhin alle Mitglieder dringend um die Einsendung von Beiträgen, Leserbriefen, Stellungnahmen, Anregungen, Berichten von eigenen Aktivitäten usw. gebeten werden.

Hans-Jürgen Sasse

Oben


Einladung zur Mitgliederversammlung

Hiermit möchten wir alle Mitglieder herzlich zu unserer dritten Mitgliederversammlung nach Köln einladen. Sie findet statt am Samstag, den 4. November 2000 um 10:30 Uhr im Hörsaal V im Hauptgebäude der Universität zu Köln.

Tagesordnung

  1. Genehmigung der Tagesordnung
  2. Genehmigung des Protokolls 1999
  3. Bericht des Vorstandes
  4. Bericht der Kassenprüfer
  5. Entlastung des Vorstandes
  6. Neuwahlen des Vorstandes
  7. Neue Stipendienausschreibung
  8. Präsentation der Werbematerialien
  9. Neuigkeiten zur Zeitschrift
  10. Feldforschungspraktika
  11. Verschiedenes

Wegbeschreibung

Das Hauptgebäude der Universität (Albertus-Magnus-Platz) ist vom Hauptbahnhof entweder mit der DB oder mit der Straßenbahn zu erreichen.

DB: bis Bahnhof Köln Süd, Bahnhof in Richtung Zülpicher Straße verlassen. Treppe herunter gehen, Straßenseite wechseln, dann nach links gehen. An der Ampel nach rechts, die Meister-Ekkehart-Straße überqueren; das Hauptgebäude ist dann das nächste Gebäude rechts.

Straßenbahn: Richtung Neumarkt, dort umsteigen in Linie 8 oder 9 Richtung Köln-Sülz bis Universität. Die Universitätsstraße in Aussteigerichtung (Richtung Uni) weitergehen; die Meister-Ekkehart-Straße überqueren; das Hauptgebäude ist dann das nächste Gebäude rechts.

Der Hörsaal V befindet sich im Untergeschoß des Hauptgebäudes links.

Oben


Die diesjährigen Stipendiaten und Stipendiatinnen der GBS

Wie schon im letzten Jahr wird der zu Jahresbeginn von der GBS ausgeschriebene Förderungsbetrag geteilt.

Nuran Sevim Genç (Köln) und Silvia Kutscher (Bochum) wird ein Betrag von DM 3000,- zur Verfügung gestellt, der die Kosten eines dreiwöchigen Feldforschungsaufenthaltes in der Türkei im August abdecken soll. Dieser Aufenthalt ist Teil eines längerfristig angelegten Projekts zur Dokumentation des Lasischen, einer Kartvelischen Sprache, die aufgrund der repressiven Minderheitenpolitik in der Türkei zunehmend nicht mehr von Kindern erlernt wird. Im Rahmen der von uns geförderten Feldforschung sollen traditionelle Handwerkstechniken (wie z.B. Hausbau und Herstellung von Webstühlen oder Musikinstrumenten), Jagdtechniken (z.B. Fischfang und Falkenjagd) und andere Arbeitsvorgänge (z.B. Bienenzucht) auf Video dokumentiert werden. Die von den jeweiligen Spezialisten und Spezialistinnen verwendeten lasischen Fachausdrücke und Tiernamen sollen in ein dreisprachiges Wörterbuch (Lasisch-Türkisch-Deutsch) aufgenommen werden.

Für ein von Dieter Stern (Bonn) durchgeführtes Feldforschungsprojekt zur Dokumentation des Govorka-Pidgins auf der sibirischen Taimyr-Halbinsel werden DM 2000,- zur Verfügung gestellt. Damit soll die Dokumentation des wahrscheinlich einzigen heute noch gesprochenen russischen Pidgins unterstützt werden, das gleichzeitig die erste umfassendere Dokumentation eines russischen Pidgins überhaupt darstellt. Das Govorka wird von (wahrscheinlich nur noch wenigen älteren) Mitgliedern der ethnischen Gruppen der Dolganen, Nganasan und Evenki gesprochen, deren Sprachen ganz unterschiedlichen Sprachfamilien angehören (das Dolganische ist eine Turksprache, das Evenki eine tungusische Sprache, und das Nganasan gehört zum samojedischen Zweig der uralischen Sprachen). Der Antragsteller hofft, bei seinem Feldforschungsaufenthalt auch gleichzeitig zur Dokumentation des ebenfalls in hohem Maße bedrohten Nganasan beitragen zu können.

Die Ergebnisse der beiden geförderten Projekte werden in einem der nächsten Bulletins veröffentlicht. Zunächst wünschen wir den Stipendiatinnen und Stipendiaten viel Erfolg bei der Durchführung ihres Vorhabens.

Oben


Liste der Spender

Im Zeitraum zwischen Januar 1999 und Redaktionsschluß sind Spenden von folgenden Personen eingegangen:

Uwe Bauer, Werner Drossard, Stefan Georg, Volker Heeschen, Frank Heidermanns, Nikolaus Himmelmann, Otto Jastrow, Dagmar Jung, Ulrike Mosel, Elke Nowak, Annelise Sasse, Eva Schultze-Berndt, Achim Schumacher, Ulrich Seeger, Gunter Senft, Barbara Wehr, Elisabeth Weise, Jan Wirrer.

Allen Spendern gilt unser allerherzlichster Dank!

Oben


Kooperationsabkommen

In seiner letzten Sitzung hat der Vorstand beschlossen, „Kooperationsabkommen“ mit Schwestervereinen gleicher Zielsetzung sowie auch mit regionalen Organisationen und Institutionen zu treffen. Diese Vereinbarungen sollen im wesentlichen der institutionalisierten gegenseitigen Information über die Aktivitäten der jeweils anderen Organisation sowie der gegenseitigen Unterstützung dieser Aktivitäten dienen. Die Idee ist, daß sich unsere Ziele im Verbund wirksamer verfolgen lassen. Die Öffentlichkeitsarbeit kann dadurch ebenfalls wesentlich verbessert werden. Ob Protestschreiben oder Interventionen in der Zukunft weniger klanglos verhallen als dies jetzt meist der Fall ist, ist letztlich auch davon abhängig, von wievielen Seiten sie kommen. Auf jeden Fall wird angestrebt, gemeinsame Werbeaktionen zu unternehmen.

Ein erster Schritt in diese Richtung wird z.Zt. von unserem Vorstandsmitglied Anke Beck vorbereitet. Im neuen Katalog von Mouton de Gruyter wird ein gemeinsamer Text erscheinen, der die wichtigsten derzeit existierenden Vereine zusammenfaßt und auf unsere gemeinsame Zielsetzung aufmerksam macht. Längerfristig sollte aber auch außerhalb der linguistischen Gemeinde gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit in den Medien bzw. bei Veranstaltungen weiterer interessierter Kreise angestrebt werden. Wir bitten alle Mitglieder hierfür um Unterstützung; bitte schicken Sie uns doch eine kurze Notiz, wenn Ihnen etwas dazu einfällt.

Für die Zukunft ist aber auch an gemeinsam organisierte Veranstaltungen (Vorträge, Symposien, Workshops, Ausstellungen, ...) gedacht. Vor allem ist die Idee einer gemeinsamen Ausstellung zum Thema Minderheitensprachen und Sprachbedrohung mehrfach andiskutiert worden. Das Interesse für die Organisation einer solchen Ausstellung ist groß, wenn auch gewisse konzeptuelle Schwierigkeiten hier noch gelöst werden müssen: es ist nicht einfach, das Thema „Sprache“ in dem traditionell vorwiegend auf visuell und „haptisch“ zu erfassende Exponate ausgerichteten Medium „Ausstellung“ zu vermitteln. Auch in diesem Punkt wären wir für Anregungen außerordentlich dankbar.

Die Institutionen, mit denen wir bisher Zusammenarbeit vereinbart haben, sind die folgenden:

Foundation for Endangered Languages (FEL)
Batheaston Villa
172 Bailbrook Lane
Bath BA1 7AA, England
Tel. +44/0 -12 25-85 28 65
Fax +44/0 -12 25-85 92 58
e-mail: nostler@chibcha.demon.co.uk
Die FEL ist unsere Schwesterorganisation in England, gegründet von Nicholas Ostler. Es handelt sich um einen Förderverein, der wie wir in kleinem Rahmen jährlich Mittel für die Dokumentation bedrohter Sprachen zur Verfügung stellt und sich darüber hinaus durch Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen für Dokumentation und Erhaltung solcher Sprachen einsetzt. Die FEL gibt in regelmäßigen Abständen ein Informationsblatt mit dem Namen „Ogmios“ heraus, das in unserem Archiv gesammelt wird.

Studienhaus für keltische Sprachen und Kulturen (SKSK)
Hauptstraße 449
D-53639 Königswinter
Tel. 0 22 23-91 26 66
Fax 0 22 23-91 26 67
e-mail: wigger@uni-wuppertal.de
Der Förderverein SKSK e.V. wurde 1997 gegründet. Ziele sind in erster Linie die Lehre keltischer Sprachen, desweiteren Veranstaltungen zu verschiedenen Aspekten keltischer Länder und Sprachen. Weitere Einzelheiten sind dem ausführlichen Bericht im gbs-bulletin no.3 zu entnehmen.

Endangered Language Fund (ELF)
Department of Linguistics
Yale University
P.O.Box 20 82 36
New Haven, CT 06520-8236, USA
e-mail: elf@haskins.yale.edu
Der ELF ist unser Schwesterverein in den USA, gegründet von Douglas Whalen. Auch er ist ein Förderverein und stellt jährlich Mittel für Stipendien zu Arbeiten an bedrohten Sprachen zur Verfügung. Im Vergleich zu GBS und FEL liegt das Schwergewicht noch stärker auf der finanziellen Unterstützung, doch ist ELF auch an anderen Aktivitäten beteiligt, u.a. jetzt an unserer gemeinsamen Zeitschriftenaktion. Auch ELF gibt ein regelmäßiges Informationsblatt heraus, „The Endangered Language Fund Newsletter“.

Schweizerische Gesellschaft für bedrohte Sprachen
Seminar für Allgemeine Sprachwissenschaft
Plattenstr. 54
CH-8032 Zürich
email: babel@spw.unizh.ch
Hier handelt es sich um unseren Schwesterverein in der Schweiz, gegründet von Karen Ebert, ebenfalls ein Förderverein zur Unterstützung von Arbeiten zu bedrohten Sprachen. Wie bei uns liegt die Zielsetzung auch in der Öffentlichkeitsarbeit, so hat die Schweizerische Gesellschaft für bedrohte Sprachen im vorigen Jahr in Zürich eine Ausstellung zum Thema „Bedrohte Sprachen“ organisiert.

Lazebura e.V.
Postfach 99 01 42
D-51105 Köln oder
Postfach 10 40 26
D-44145 Dortmund
e-mail: sevim.genc@uni-koeln.de
Der Verband LAZEBURA e.V. wurde 1998 gegründet und dient zur Förderung der lasischen Sprache und Kultur. Weitere Einzelheiten sind dem ausführlichen Bericht im gbs-bulletin no.3 zu entnehmen.

Plautdietsch-Freunde e.V.
Vorsitzender Peter Wiens
Theodor-Heuss-Str. 7
D-33813 Oerlinghausen
Tel. 0 52 02-7 39 05
Fax 0 52 02-73 98 53
e-mail: Peter-Wiens@t-online.de
Ziel dieses Vereins ist die Dokumentation, Förderung und Pflege der plautdietschen Mundart, im einzelnen Sammeln und Präsentieren von plautdietschem Material, Anregung/Förderung von literarischen Produktionen, Übersetzungen und soziokulturellen sowie sprachwissenschaftlichen Forschungen usw.

Weitere Vereinbarungen, z.B mit dem Sorbischen Institut in Bautzen und Cottbus, sind in Vorbereitung.

Oben


Praktikum bei der GBS

Wir freuen uns über die aktive Mitarbeit der ersten Praktikantin bei der GBS, Katja Kolbe, Studentin am Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft der Universität Bremen. Sie war maßgeblich an der  Gestaltung und Herstellung dieses Bulletins beteiligt. Außerdem hat sie während ihres sechswöchigen Praktikums das im Aufbau befindliche Archiv der GBS auf den neuesten Stand gebracht.

Oben


Aktion der GBS anläßlich der Mittelkürzung für die Sorbenstiftung

Zur finanziellen Lage der Stiftung für das sorbische Volk

In der Protokollnotiz 14 zum Artikel 35 des Einigungsvertrages hat sich die Bundesrepublik dazu verpflichtet, die Bewahrung und Fortentwicklung der sorbischen Kultur und Traditionen zu gewährleisten.

Am 19. 10. 1991 wurde die 1998 rechtsfähig gewordene Stiftung für das sorbische Volk gegründet, deren Etat zu 50 % von der Bundesregierung finanziert wird, während sich der Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg die restlichen 50 % im Verhältnis 2:1 Drittel teilen.

Vereinbart war, daß jede Erhöhung oder Minderung des Anteils einer Vertragspartei eine entsprechende Erhöhung oder Minderung der beiden anderen nach sich zieht.

Die Stiftung für das sorbische Volk finanziert den Haushalt der meisten sorbischen Institutionen, die entweder bereits zu DDR-Zeiten (wieder)gegründet oder aber nach 1990 neu gegründet bzw. wieder ins Leben gerufen wurden. Zu diesen Institutionen gehören das Sorbische Institut mit seiner seit 1992 bestehenden Cottbuser Niedersorbischen Zweigstelle, eine Forschungseinrichtung, die früher als Institut für sorbische Volksforschung zur AdW der DDR gehörte, die Domowina/Bund Lausitzer Sorben, die politische Interessenvertretung der Sorben, die Macica Serbska, eine 1848 gegründete wissenschaftliche Gesellschaft, der Sorbische Schulverein, der Domowina-Verlag, das Sorbische National-Ensemble, das Deutsch-Sorbische Volkstheater usw. usf.

Weitere sorbische Einrichtungen sind unter staatlicher, kommunaler oder öffentlich-rechtlicher Trägerschaft.

Die Entwicklung der Gesamtmittel der Stiftung für das sorbische Volk sieht folgendermaßen aus:
1992: 41.001.500,
1993: 39.998.100,
1994: 36.474.000,
1995 u. 1996: jeweils 34.000.000,
1997-2000: jeweils 32.000.000 DM.

Die Regierung Kohl - zuständig für die Sorben war damals der Bundesinnenminister - hatte 1998 beschlossen, ihren Anteil ab 1999 jährlich um DM 1 Million bis auf DM 8 Millionen im Jahr 2006 zu verringern. Sachsen und Brandenburg wollten zwar ihren Beitrag nicht entsprechend reduzieren (s. oben), sahen sich aber nicht imstande, die jährliche Verringerung des Bundesanteils zu kompensieren.

1998 versprach der neue Bundeskanzler Schröder, es bei DM 16 Millionen jährlich zu belassen. Nach einigem Hin und Her wurde dieses Versprechen für 1999 und 2000 vor allem dank der Intervention von Bundestagsabgeordneten der SPD mit der Abgeordneten Wittig/Hoyerswerda in der vordersten Front tatsächlich eingehalten.

Inzwischen plant die Bundesregierung - mittlerweile ist der Staatsminister für Kultur Naumann für die Sorben zuständig -, ihren Anteil am Etat der Stiftung für das sorbische Volk 2001 um DM 1 Million sowie 2002 und 2003 um jeweils DM 500.000 zu kürzen. Danach soll der Beitrag von DM 14 Millionen konstant bleiben.

Vor kurzem hat die Brandenburgische Regierung bzw. deren für die Sorben zuständige Wissenschaftsminister (CDU) beschlossen, den Landesanteil für 2002 um DM 333.000 zu reduzieren. Sachsen dagegen hat zugesagt, keine Kürzungen vorzunehmen.

Werden diese Pläne verwirklicht, so wird eine Reihe sorbischer Institutionen entweder liquidiert oder aber bis zur Funktionslosigkeit verkleinert werden müssen. Man kann eine sprachliche Minderheit, deren Überleben angesichts der desolaten wirtschaftlichen Lage ohne jegliche mittelfristige Perspektive auf Besserung ohnehin immer fraglicher wird (der aktivste, dynamischste Teil der Jugend geht nach Westdeutschland, wo er Arbeit findet), man kann eine solche Minderheit, für deren Identität die eigene Sprache und die eigene Kultur entscheidend sind, auch auf andere Weise als durch Verbote und andere Repressionen vernichten, mit Hilfe des Rotstifts nämlich.

Staatsminister Naumann vor allem, aber auch Vertreter des Brandenburgischen Wissenschaftsministeriums sind bei der öffentlichen Rechtfertigung ihrer Pläne durch zynische Äußerungen unangenehm aufgefallen, die unwillkürlich an „Deutschlands größte Zeit“ denken lassen. Herr Naumann versucht außerdem, Sorben und Nordfriesen gegeneinander auszuspielen, was von manchen Vertretern der Nordfriesen offenbar nicht wahrgenommen wird.

Die Bundesregierung mag zwar die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen des Europarats ratifiziert haben, es mag zwar das Gesetz über die Rechte der Sorben im Freistaat Sachsen vom 20. 01. 1999 und das Gesetz zur Ausgestaltung der Rechte der Sorben (Wenden) im Land Brandenburg vom 07. 07. 1994 geben, wenn es ernst wird, es z.B. um Geld geht, ziehen die Sorben regelmäßig den kürzeren.

Unterstützung für die Sorben

Die Sorben allein sind zu schwach, um ihre berechtigten Forderungen gegenüber der deutschen Obrigkeit durchzusetzen, die ihnen über 1000 Jahre lang meistens übel mitgespielt hat. Sie sind auf zumindest moralische Unterstützung von außen angewiesen.

Das Europäische Büro für Sprachminderheiten hat daher in französischer, englischer und deutscher Sprache ein Schreiben an den Bundeskanzler mit folgendem Wortlaut gesandt (hier die deutsche Version):

„Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Der Rat des Europäischen Büros für Sprachminderheiten, bestehend aus Vertretern der nationalen Komitees von 13 Staaten der Europäischen Union, hat auf seiner vom 31. März bis 1. April 2000 in Triest stattfindenden Generalversammlung mit großer Bestürzung und Sorge von den Plänen der Bundesregierung Kenntnis genommen, ihren Beitrag zum Etat der Stiftung für das sorbische Volk im Jahr 2001 um 1 Million DM und in den Jahren 2002 und 2003 um jeweils 500.000 DM zu reduzieren. Da angesichts der dramatischen wirtschaftlichen Situation im Freistaat Sachsen und im Land Brandenburg keine Aussicht bestehen dürfte, daß diese Bundesländer in der Lage sein werden, diesen finanziellen Verlust auszugleichen, zeichnet sich die Gefahr ab, daß ein beträchtlicher Teil der kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten des sorbischen Volkes und für das sorbische Volk, da nicht mehr finanzierbar, in naher Zukunft zum Erliegen kommt.

Wir appellieren daher an die Bundesregierung, ungeachtet der Notwendigkeit, Sparmaßnahmen durchzuführen, die finanzielle Förderung der Stiftung auf dem bisherigen Niveau fortzusetzen.

Wir erlauben uns, daran zu erinnern, daß die Bundesregierung und die Regierungen der beiden Bundesländer, auf deren Territorium das traditionelle Siedlungsgebiet der Sorben liegt, eine besondere historische Fürsorgepflicht gegenüber diesem kleinen slawischen Volk haben, das aufgrund seiner leidvollen Geschichte unter wechselnden deutschen Regierungen nicht in der Lage ist, aus sich heraus die finanziellen Leistungen zu erbringen, die notwendig sind, um den Fortbestand seiner Kultur und seiner Sprachen zu gewährleisten.“

Desweiteren hat auch die GBS mit einem entsprechenden Schreiben in Berlin und Potsdam für die Sorben interveniert:

„Die Gesellschaft für bedrohte Sprachen hat erfahren, dass die Bundesregierung plant, ihren Beitrag zum Etat der ,Stiftung für das sorbische Volk‘ im kommenden Jahr um 1 Million DM und in den Jahren 2002 und 2003 um jeweils 500.000 DM zu reduzieren. Angesichts der wirtschaftlichen Situation im Freistaat Sachsen und im Lande Brandenburg ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese Bundesländer den finanziellen Verlust im Etat der Stiftung ausgleichen können. Dadurch aber besteht die Gefahr, dass ein großer Teil der kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten des sorbischen Volkes und für das sorbische Volk nicht mehr finanzierbar sein wird und in naher Zukunft sogar ganz zum Erliegen kommen wird.

Die Sorben repräsentieren eine einzigartige kulturelle und sprachliche Minderheit innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Dass Deutschland aufgrund seiner Geschichte eine besondere Fürsorgepflicht für dieses slawische Volk hat und dies auch akzeptiert, wurde ja durch die bisherige Unterstützung der ,Stiftung für das sorbische Volk‘ zum Ausdruck gebracht. Ohne diese staatliche Förderung der Stiftung besteht die Gefahr, dass mit der sorbischen Kultur auch die sorbische Sprache – schon seit langem eine der bedrohten Sprachen innerhalb der Grenzen Deutschlands – endgültig zum Untergang verurteilt wird. Diese deutlich absehbare Entwicklung erfüllt uns mit allergrösster Sorge. Der fortschreitende Untergang kleiner Sprachen und die damit verbundene Verminderung der kulturellen Vielfalt ist eines der größten kulturellen und intellektuellen Probleme unserer Zeit. Als Gesellschaft, die sich die Erhaltung und die Dokumentation von bedrohten Sprachen zum Ziel gesetzt hat, appellieren wir daher an die Bundesregierung und an die Landesregierungen von Sachsen und Brandenburg, alles Erdenkliche dafür zu tun, um die finanzielle Förderung der ,Stiftung für das sorbische Volk‘ auf dem bisherigen Niveau fortzusetzen, um damit den Erhalt der sprachlichen und kulturellen Identität der Sorben zu gewährleisten.

Der Vorstand der Gesellschaft für bedrohte Sprachen e.V.
gez. Dr. Anke Beck
gez. Dr. Werner Drossard
gez. Prof. Dr. Otto Jastrow
gez. Dagmar Jung, Ph.D.
gez. Prof. Dr. Hans-Jürgen Sasse
gez. Prof. Dr. Gunter Senft“

Das Schreiben wurde am 10. 05. 2000 an den Bundeskanzler, den Staatsminister für Kultur Michael Naumann, den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Manfred Stolpe und den Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Wolfgang Hackel gesandt. Es ging auch an Presseagenturen wie dpa und ADN sowie (auf englisch) an die Presseagentur des Europäischen Büros für Sprachminderheiten in Brüssel EUROLANG. Die englische Version wurde auch an verschiedene „listservs“ geschickt (Endangered Languages List verbreitete das Schreiben am 23. 05. unter dem Titel „Cutback of Budget for Sorbian Foundation“; LinguistList verweigerte die Veröffentlichung mit der Begründung, grundsätzlich keine politischen Aktionen zu unterstützen).

Reaktionen

Die Reaktionen auf unsere Briefaktion halten sich bisher in relativ bescheidenem Rahmen. Wir haben zwei Antwortschreiben erhalten, die wir im folgenden kommentarlos wiedergeben:

Antwortbrief vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur - Land Brandenburg

„Potsdam, 30. Mai 2000

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Sasse,

Herr Minister Dr. Hackel bedankt sich für Ihr Schreiben vom 10. Mai 2000, in dem Sie Ihre Besorgnis über die beabsichtigte Absenkung des Bundesanteils am Haushalt der Stiftung für das sorbische Volk zum Ausdruck bringen. Er hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Das Land Brandenburg hat sich gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen bei Staatsminister Naumann dafür eingesetzt, eine Absenkung des Bundesanteils zu vermeiden. Leider waren unsere Bemühungen bisher nicht von Erfolg. Auch das Land Brandenburg wird aufgrund der sehr kritischen Haushaltslage zu einer Reduzierung seiner Ausgaben gezwungen sein.

Im übrigen darf ich darauf aufmerksam machen, dass Ihr Anliegen, besondere Anstrengungen zum Erhalt der sorbischen Sprache zu unternehmen, vom Land Brandenburg nachdrücklich unterstützt wird. Derzeit findet eine umfassende Diskussion zur Neustrukturierung der sorbischen Einrichtungen statt. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen der sorbischen Sprache hat dabei Priorität.

Sie können sicher sein, dass die Landesregierung Ihre Stellungnahme bei den weiteren Gesprächen berücksichtigen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Kier“

Antwortbrief des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien

„17. Juli 2000

Sehr geehrter Herr Professor Sasse,

Herr Staatsminister Dr. Naumann lässt Ihnen für Ihr Schreiben vom 10. 05. 2000 verbindlich danken. Er hat mich beauftragt, Ihnen zu antworten.

Die Bundesländer Brandenburg und Sachsen haben am 28. August 1998 mit dem seinerzeit zuständigen Bundesministerium des Innern ein Abkommen über die gemeinsame Finanzierung der Stiftung für das sorbische Volk, Bautzen, geschlossen, das eine Absenkung der Bundesförderung des Jahres 1998 von 16 Millionen Mark auf 8 Millionen Mark im Jahr 2007 vorsieht. Unter Bezug auf dieses Abkommen hat Bundeskanzler Schröder bereits am 16. Dezember 1998 bei einer Pressekonferenz erklärt:

,Wir haben deutlich gemacht, dass wir die Kürzungen, die vorgesehen waren, nicht machen werden. Dies gilt für die mittelfristige Finanzplanung. Entsprechend dieser Zusage wird man die Grundlagen der Finanzierung einzurichten haben. Es wird Rechtsicherheit geschaffen werden.‘

Hierzu ist folgendes veranlasst worden:

Die Stiftung für das sorbische Volk ist 1999 mit 16 Millionen Mark gefördert worden und wird im Jahre 2000 ebenfalls mit 16 Millionen Mark unterstützt – das eingangs erwähnte Finanzierungsabkommen vom 28. Augugst 1998 sah für diese beiden Jahre je 15 Millionen Mark vor.

Entsprechend den von der Bundesregierung getroffenen Entscheidungen zur langfristigen Konsolidierung der Bundesfinanzen müssen in den kommenden drei Jahren auch die Zuschüsse für die Sorbenstiftung im Verhältnis zu den Jahren 1999 und 2000 moderat gekürzt werden:
2001 15,0 Mio. Mark
2002 14,5 Mio. Mark
2003 14,0 Mio. Mark.

Die Bundesregierung plant, die Zuschüsse für die Sorbenstiftung von 2004 bis 2007 bei 14 Millionen Mark jährlich festzuschreiben. Sie hat den Ministerpräsidenten der Länder Brandenburg und Sachsen deswegen mit Schreiben vom 24. Februar 2000 den Entwurf eines neuen Finanzierungsabkommens vorgelegt, das diese Zahlen bis 2007 beinhaltet. Die Länder haben auf das Angebot des Bundes inhaltlich bisher noch nicht reagiert.

Damit sind die Zusagen der Bundesregierung umgesetzt worden bzw. können in Kürze erfüllt sein. Die vorgeschlagene Finanzierungsregelung bis 2007 gewährleistet gegenüber dem Finanzierungsabkommen vom 28. August 1998 einen um 24,5 Millionen Mark höheren Gesamtbundeszuschuss für die Stiftung für das sorbische Volk in den Jahren 1999 bis 2007. Die Finanzierungsregelung ermöglicht den Erhalt der kulturellen Einrichtungen des sorbischen Volkes, wird allerdings Um- und Neustrukturierungen der Kulturarbeit ihrer Organisationen notwendig machen, an denen bereits gearbeitet wird.

Das neue Finanzierungsabkommen gibt der Stiftung für das sorbische Volk und den Ländern für sieben Jahre Planungssicherheit. In diesem Zusammenhang ist positiv anzumerken, dass sich der Stiftungsrat der Stiftung für das sorbische Volk am 31. Mai und 28. Juni 2000 mit den ab 2001 notwendigen Einsparungen und Umstrukturierungen befasst und sich zu einer Gesamtkonzeption für die künftige Kulturarbeit und ihrer Organisation grundsätzlich durchgerungen hat.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Stiemke“

Oben


VW-Programm geht in Startphase

Im März hat ein Gutachtergremium einen Bewilligungsvorschlag für die Pilotphase des VW-Programms „Dokumentation bedrohter Sprachen“ erarbeitet, der dem Kuratorium der Volkswagenstiftung jetzt vorgelegen hat. Vor einigen Tagen erreichte uns die folgende Pressemitteilung:

„Dr. Werner Boder“ boder@volkswagenstiftung.de am 12.07.2000 11:12:24

Informationsdienst Wissenschaft (idw) – Pressemitteilung VolkswagenStiftung, 12.07.2000

Rettung vor dem spurlosen Verschwinden

VolkswagenStiftung stellt für die Dokumentation bedrohter Sprachen 3,4 Millionen Mark zur Verfügung

Nicht nur Pflanzen- und Tierarten verschwinden von der Erde oder sind vom Aussterben bedroht, auch eine Vielzahl von Sprachen ist in Gefahr. Dieser Prozess, den es immer schon gab, hat in Zeiten der „kulturellen Globalisierung“ eine nie da gewesene Dynamik bekommen. Experten schätzen, daß von den weltweit rund 6500 gesprochenen Sprachen im 21. Jahrhundert zwei Drittel sterben werden. Da jede Sprache Bestandteil und Ausdruck der eigenen Kultur ist, geht mit ihr weit mehr als das Kommunikationsmittel einer Gruppe von Menschen verloren. Mit ihrem Programm „Dokumentation bedrohter Sprachen“ will die VolkswagenStiftung Wissenschaftler darin fördern, diese Kulturzeugnisse vor dem spurlosen Verschwinden zu retten. In Bild, Ton und Text sollen sie elektronisch gespeichert, linguistisch bearbeitet, archiviert und über das Internet zugänglich gemacht werden. Für die ersten Vorhaben innerhalb des Programms wurden jetzt 3,4 Millionen Mark an Forscher aus dem In- und Ausland bewilligt. Zwei Millionen Mark davon gehen an das Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen (Prof. Dr. Stephen Levinson/ Peter Wittenburg) für das Multimedia-Datenbankprojekt TIDEL (“Tools and Infrastructure for the Documentation of Endangered Languages”), das die technischen Grundlagen des Programms bereitstellen soll. Hier werden die Tools zur elektronischen Aufarbeitung der Video-, Audio- und Textdaten und Lösungen für eine dauerhafte Archivierung entwickelt. Die restlichen Mittel verteilen sich auf einjährige Dokumentationsprojekte für einzelne bedrohte Sprachen:

Das Tofa wird von 300 Menschen im südlichen Zentralsibirien gesprochen. Seitdem diese Bevölkerungsgruppe in den 30er Jahren unter Stalin zur Sesshaftigkeit gezwungen wurde, gingen Sprachverschiebungen, kultureller Verlust und Russifizierung Hand in Hand. Erfasst und erschlossen werden sollen auch das Salar und das Monguor aus dem „Sprachbund“ des Amdo-Tibet-Gebietes. Beide Sprachen, obwohl rein zahlenmäßig noch von ein paar tausend Personen gesprochen, werden vom Chinesischen beziehungsweise Tibetanischen verdrängt, so dass sich echte Sprachkompetenz nur noch bei den älteren Frauen findet.

Von den zahlreichen bedrohten Sprachen Afrikas soll in der Pilotphase des Programms das Ega dokumentiert werden. Gesprochen wird es von ein paar hundert Menschen an der Elfenbeinküste – und zwar in einer Art linguistischer Enklave. Denn das Ega gehört zu den so genannten Kwa-Sprachen inmitten eines Gebietes, in dem sonst nur Kru-Sprachen gesprochen werden. Die Bedrohung hat auch die Region Papua-Neuguineas erreicht, wo sich immer mehr Pidgin-Sprachen gegen die kleinen Sprachen durchsetzen. Zielsprache dieser Region wird im Programm das Teop sein, das auf der Insel Bougainville gesprochen wird – beziehungsweise: bald nur noch gesprochen wurde. Denn speziell in zweisprachigen Familien wird das Teop nicht mehr an die Kindergeneration weitergegeben.

Eine besondere Herausforderung für die Forscher ist das Wichita in Nordamerika, das nur noch von zehn älteren Personen gesprochen wird; es liegen jedoch auswertbare Aufnahmen aus den vergangenen Jahrzehnten vor. Schließlich sollen auch drei brasilianische Indianersprachen dokumentiert werden, für die ein Kooperationsverbund geplant ist.

Im Anschluss an die einjährige Pilotphase der jetzt bewilligten Projekte wird es dann eine Reihe mehrjähriger Vorhaben zur detaillierten Dokumentation bedrohter Sprachen geben. Ein virtuelles Archiv, das später der ganzen Welt offen stehen soll, ist im Entstehen.

Kontakt:
VolkswagenStiftung,
Dr. Vera Szöllösi-Brenig,
Tel.: 05 11 / 83 81 - 2 18,
E-Mail: szoelloesi@volkswagenstiftung.de

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
http://www.volkswagenstiftung.de/presse00/p120700.htm

Damit ist die Pilotphase des VW-Programms angelaufen. Wenn alles gut geht, soll im nächsten Jahr die Hauptphase ausgerufen werden, für die eine Laufzeit von mindestens fünf Jahren und ein Volumen von bis zu 20 Mio. DM vorgesehen sind.

Oben


Zeitschrift für bedrohte Sprachen

Die in unseren letzten Ausgaben mehrfach angesprochenen Pläne zur Gründung einer internationalen Zeitschrift für bedrohte Sprachen (herausgegeben im Verlag Mouton de Gruyter) konkretisieren sich. Am Rande einer Konferenz in Bad Godesberg Mitte Februar dieses Jahres fand ein Treffen statt, bei dem die wesentlichen Punkte für das weitere Vorgehen festgelegt wurden. Es soll ein Antrag bei der Volkswagenstiftung für eine Anlauffinanzierung gestellt werden, die es ermöglicht, eine solche Zeitschrift für eine Reihe von Jahren zunächst kostenfrei zu verteilen.

Die von uns favorisierte Lösung sieht vor, die Zeitschrift als kostenlose Beilage der betreffenden Vereinsorgane den Mitgliedern aller Gesellschaften für bedrohte Sprachen (GBS, FEL, ELF und andere) sowie aller großen Linguistikgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft, Linguistic Society of America, Australian Linguistic Society und andere) zukommen zu lassen. Nach Auslaufen der Anschubfinanzierung werden die Mitglieder gefragt, ob sie gegen eine geringe Erhöhung des Mitgliedsbeitrags Interesse am Weiterbezug der Zeitschrift haben. Sollte ein Mitglied dies nicht wünschen, so kann es die Zeitschrift abbestellen und weiterhin für den normalen Mitgliedsbeitrag in dem betreffenden Verein verbleiben.

Als Publikationsmodus sind zwei Hefte pro Jahrgang vorgesehen. Eines davon soll ein thematisches Heft sein, das Beiträge zusammenfaßt, die sich entweder mit bestimmten Regionen oder mit bestimmten übergeordneten Fragestellungen auseinandersetzen. Inhaltlich wird sich die Zeitschrift mit allen Fragen der Sprachbedrohung unter jeglichem theoretischen und praktischen Aspekt befassen. Sie wird ebenso aktuelle ethnographische und linguistische Beiträge zur Situation in verschiedenen Weltgegenden enthalten wie Fragen der Zusammenarbeit von Sprachforschern und Sprachgemeinschaft, Feldforschungsmethoden, Sprachtodtheorie, Literarisierungsprogramme, Wiederbelebungskampagnen, Fragen der multimedialen computergestützten Dokumentation und viele andere Themen behandeln. Zu denken wäre auch an Beiträge aus anderen Disziplinen als der Linguistik oder Ethnolinguistik im weiteren Sinne, also Artikel, die etwa Fragen des Zusammenhangs von Sprachbedrohung bzw. Sprachtod und Literatur, Kunst, Medizin, Genetik, Biodiversität, Politik usw. betreffen.

Im Mai haben Doug Whalen und Hans-Jürgen Sasse der Volkswagenstiftung einen Antragsentwurf als Diskussionsgrundlage vorgelegt. Am 17. 07. ist Sasse zu einem Gespräch nach Hannover eingeladen worden, bei dem weitere Details geklärt wurden. Die Chancen für eine Förderung durch die VW-Stiftung sind aussichtsreich. Bis zur endgültigen Antragstellung sind allerdings noch einige Punkte zu klären, unter anderem die Herausgeberschaft und die Distribution über die Vereine.

Ein „call for papers“ wird über e-mail erfolgen, sowie die Zeitschrift in die Startphase gehen kann. Sehr willkommen wären uns aber auch jetzt schon Vorschläge für potentielle Beiträge. Sollte ein Mitglied schon etwas in der Schublade haben, das als Artikel für eine solche Zeitschrift geeignet scheint, bitten wir um Mitteilungen. Da es sich um eine internationale Zeitschrift handelt, die u.a. auch die Sprachgemeinschaften selbst erreichen soll, wird als Publikationssprache wahrscheinlich nur das Englische in Frage kommen.

Oben


Konferenz „Language Endangerment“ in Bad Godesberg

Zweifellos eines der wichtigsten Ereignisse der Saison war die internationale Konferenz “Language Endangerment, Research and Documentation: Setting Priorities for the 21st Century” in Bad Godesberg, 12.-17. Feb. 2000 (angekündigt im letzten gbs-bulletin unter „Konferenzen“). Die Tagung wurde von Matthias Brenzinger (Afrikanistik, Köln) organisiert und von der Volkswagenstiftung finanziert. Der überwiegende Teil der Anwesenden bestand aus eingeladenen Referenten, die jeweils über die Situation in einer bestimmten geographischen Region zu berichten hatten. Desweiteren waren als „Beobachter“ eine Reihe von Repräsentanten einschlägiger Organisationen hinzugebeten worden, darunter auch die Präsidenten bzw. Vorstandsvorsitzenden der GBS, der FEL und des ELF. Darüberhinaus war nur eine geringe Anzahl von Zuschauern zugelassen.

Im Vorfeld der Konferenz hatte es einige Mißverständnisse gegeben, was den Zusammenhang dieser Veranstaltung mit dem Schwerpunktprogramm „Dokumentation bedrohter Sprachen“ der Volkswagenstiftung anbelangt. Die Vertreterin der Volkswagenstiftung, Frau Dr. Szöllösi-Brenig, wies in ihrem Eröffnungsreferat darauf hin, daß beide Initiativen der Stiftung zwar aus deren Engagement für bedrohte Sprachen erwüchsen, die Konferenz aber prinzipiell unabhängig vom Schwerpunktprogramm zu sehen sei. Sollten auf der Konferenz Prioritätskriterien erarbeitet werden, so würden diese nicht notwendigerweise dieselben sein, nach denen Anträge für die Pilot- oder Hauptphase des VW-Programms evaluiert werden.

Eine Gesamttypologie bedrohter Sprachen?

Den Teilnehmern hatte ein Typologisierungsvorschlag für Bedrohtheitsgrade vorgelegen, der auf einem von Brenzinger zusammengestellten Kriterienkatalog beruhte. Der Katalog umfaßt zum einen ethnographische und soziolinguistische Kriterien (u.a. Verhältnis von Sprecherzahl und Gesamtpopulation, Transmission, Einstellung zur Sprache, Funktionen, die von der Sprache noch erfüllt werden) und zum anderen Kriterien der Dringlichkeit und Durchführbarkeit einer Dokumentation (linguistische Bedeutung, Vorarbeiten, Vorhandensein guter Sprecher, Zugänglichkeit).

Nach ausführlicher Diskussion der Brenzinger-Typologie sowie Diskussion alternativer Modelle, die von Michael Krauss und Stephen Wurm vorgelegt wurden, entstand die Meinung, daß der Versuch, alle bedrohten Sprachen der Welt in ein einheitliches Klassifikationssystem dieser Art zu pressen, mindestens zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfrüht, wenn nicht überhaupt aussichtslos sei. Obwohl einige der Referenten die von Brenzinger angeregte Klassifikation für ihre Berichte verwendet hatten, herrschte Einigkeit darüber, daß sie schwerlich für alle Areale adäquat sei. Bestimmte Kriterien sind für die Argumentation in der Öffentlichkeit schon deshalb nicht geeignet, weil sie auf Empfindlichkeiten in den Sprachgemeinschaften selbst stoßen und dadurch im besten Fall demotivierend wirken könnten. Im schlimmsten Falle kann eine Etikettierung als „bedroht“ bzw. die Einstufung in einen bestimmten „Bedrohtheitsgrad“ sogar eine Brandmarkung mit politischen Folgen bedeuten. Dies wird von Spezialisten verschiedener Regionen sehr unterschiedlich gesehen: aufgrund der historischen Voraussetzungen sind sich Amerikanisten und Australisten im allgemeinen ihrer Verpflichtung gegenüber den Sprachgemeinschaften viel stärker bewußt als z.B. Afrikanisten, Orientalisten oder allgemeine Sprachtypologen, bei denen der gesellschaftliche Aspekt gegenüber dem rein wissenschaftlichen nicht selten eher sekundär ist. Ferner sind in jedem Einzelfall idiosynkratische soziolinguistische Gegebenheiten zu berücksichtigen, die zur Diversität der verschiedenen Szenarios beitragen.

Kontrovers ist auch der Begriff der „linguistischen Bedeutung“ einer Sprache, nicht nur, weil er einseitig (und kolonialistisch) aus der Sicht einer abendländischen Wissenschaftsdisziplin konzipiert ist, sondern auch, weil die einzelnen Subdisziplinen durchaus unterschiedliche Interessen haben können: für den historisch-vergleichenden Linguisten hat ein aussterbender Dialekt, der das „missing link“ zwischen zwei eng verwandten Sprachen bildet, vielleicht eine viel größere Bedeutung als ein Isolat ohne weitere Verwandte; für den Typologen ist es umgekehrt. Außerdem sind nicht nur Linguisten interessiert. Mitunter mag für Ethnologen, Musikologen, Religionswissenschaftler, Literaturwissenschaftler, Historiker usw. – aber letztlich auch für den kulturinteressierten Weltbürger! – Dokumentation und/oder Erhaltung von Sprach- und Kulturgut in einer gegebenen Gemeinschaft von wesentlich höherer Bedeutung sein als für Sprachwissenschaftler. All dies führt zu dem Eindruck, daß die Aufstellung einer einheitlichen Liste der „bedrohten Sprachen“ der Welt nach einheitlichen Kriterien der Graduierung von Bedrohtheit zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht wünschenswert ist.

Es folgen Kurzberichte zu den einzelnen regional orientierten Referaten.

„Nordsprachen“

Unter diesem Terminus wurden die „um den Nordpol herum“ gelagerten Sprachen, insbesondere die im äußersten Norden des amerikanischen Kontinents und benachbarter Gebiete (Russland, Grönland) verstanden. Hierunter fallen die Inuit-Varietäten in Grönland und Kanada, die athabaskischen Sprachen in den Northwest und Yukon Territories von Kanada und in Alaska, die übrigen Sprachen von Alaska (Eskimo-Aleutisch, Eyak, Tlingit, Haida, Tsimshian), sowie die Idiome der sogenannten „kleinen Nordvölker“ Rußlands (vornehmlich paläosibirische, tungusische, samojedische und obugrische Sprachen).

Der Referent, Michael Krauss, wies darauf hin, daß die Sprachen unter dänischer Herrschaft (z.B. Westgrönländisch, Faröisch) robuster sind als diejenigen in den US-amerikanischen, kanadischen und russischen Gebieten. Für das gesamte Areal gelte jedoch im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt mit starker Sprachenvielfalt, daß die Zeit der massiven Diskriminierung und Ausradierung kleinerer Sprachen und Kulturen ihren Höhepunkt überschritten habe. Das derzeitige Klima sei von Toleranz und Bereitschaft zur aktiven Unterstützung geprägt und gebe zu Hoffnungen Anlaß.

(Kontakt: Michael Krauss fyanlp@uaf.edu)

Sibirien

Referenten: Olga Kazakevitch und Alexander Kibrik. Nach einer aktiven Periode, die zur Literarisierung einer großen Anzahl von sibirischen Sprachen (die Referenten sprachen von 80 %) sowie zu einer lebhaften Dokumentationstätigkeit geführt hat, gebe es jetzt eine Stagnation. Für zahlreiche Sprachen sei praktisches Lehrmaterial produziert worden; die Bereitschaft zur Förderung der Regionalsprachen sei sowohl in den schulischen Lehrplänen als auch in der Produktion von Büchern und Filmen lebhaft spürbar gewesen. Durch die wirtschaftliche Rezession seien diese Aktivitäten jedoch weitgehend verebbt, so daß die Bedrohung wieder zunimmt. Grundsätzlich sei den Angaben zu Sprecherzahlen in den offiziellen Quellen zu mißtrauen, da oft Verwechslung mit der Gesamtpopulation vorliege.

Die Dokumentationssituation sei auf den ersten Blick vergleichsweise gut, da neben zahlreichen Veröffentlichungen eine große Menge Materials archiviert sei, doch seien die vorliegenden Beschreibungen zum großen Teil alt und verbesserungs- bzw. ergänzungsbedürftig.

(Kontakt: Olga Kazakevitch kazak@iling.msk.su, Alexander Kibrik kibrik@philol.msu.ru)

Europa

Tapani Salminen legte seinem Referat Material des International Clearing House for Endangered Languages (ICHEL) zugrunde. Diese Daten gehen von 137 europäischen Sprachen aus. Davon sind 13 kürzlich ausgestorben. Den Bedrohtheitsindex I (nearly extinct = maximally 100 speakers) erhalten 9 Sprachen. 26 Sprachen gelten als „seriously endangered“ (Index II), 49 als „endangered“ (Index III). Nur 40 Sprachen sind „not endangered“ (Index IV).

Beispiele für die Klassifikation von Salminen:

Language Speakers Transmission Use Endangerment Index
Ter Sámi 6? no I I
Ume Sámi 20 no I I
Tsakonian a few hundred? some? I I-II
Istriot less than 1.000 some I II
Ludian (Karel) 5.000 some I II
Gascon 250.000 fairly good I-II II-III
Welsh 720.000 good II III
(Use: I = nur selten in Gebrauch, II = beschränkte Domänen)

Notabene: Die Klassifikation von Salminen im Rahmen des ICHEL stimmt nicht mit der Klassifikation des European Bureau of Lesser Used Languages (EBLUL) überein, da die erstere unter linguistischem Gesichtspunkt wesentlich mehr sprachliche Einheiten ansetzt als offiziell politisch anerkannt sind.

(Kontakt: Tapani Salminen tasalmin@cc.helsinki.fi)

Mittlerer Osten

Das Referat bezog sich hauptsächlich auf semitische Sprachen und die sprachliche Situation in Afghanistan, Südarabien und die aramäischen Sprachen der Türkei und Mesopotamiens. Es gebe eine bedrohte Form des Arabischen („Central Asian Mixed Arabic“), die sehr interessante Kontaktphänomene aufweist und dringend der Dokumentation bedarf. Das Turoyo (Neuaramäisch) sei heute möglicherweise weniger bedroht, da der überwiegende Teil der Sprachgemeinschaft im Exil (Deutschland, Skandinavien usw.) bessere Chancen zur Sprachpflege habe als bis vor kurzem in der Türkei. Trotz ihres besonderen Interesses für die christliche Öffentlichkeit („die Sprache Christi“), die sich für Propagandazwecke durchaus instrumentalisieren ließe, seien aber alle neuaramäischen Varietäten stark bedroht. – Ein Gesamtüberblick über die Region wurde nicht vorgelegt.

Ein vielleicht nicht uninteressanter Punkt am Rande war der Hinweis auf die „Bedrohung ausgestorbener Sprachen“ in Form der absichtlichen Zerstörung von Inschriften in antiken Sprachen, die zum Zweck der Geschichtsfälschung von Machthabern der betreffenden Region angeordnet werden. Institutionen zur Bewahrung von historischen Kulturgütern sollten sich mit diesem Problem beschäftigen.

(Kontakt: Jonathan Owens JonathanOwens@uni-bayreuth.de)

Ostasien

In einem sehr ausführlichen Referat berichtete David Bradley über ca. 125 bedrohte Sprachen der Region (von Mon in Burma bis Ainu in Japan). Bradley unterschied bedrohte Sprachen vor allem auf der Basis der etablierten Sprachtodszenarios (z.B. „gradual death“, „catastrophic death“, „re-absorption by a genetic relative“, „de-creolization“, „transportation“ usw.). Das Fazit war, daß möglicherweise alle Sprachen der austroasiatischen Familie außer den großen Nationalsprachen bedroht sind, ferner ein erheblicher Teil der Thai-Kadai-Sprachen und der kleineren Sprachen der Tibeto-Burmanischen Sprachfamilie.

Ein interessanter Aspekt der Region ist die Tatsache, daß gelegentlich Sprachen auf der Bildfläche erscheinen, die lange Zeit geheimgehalten wurden. Das Tu Jia in China ist ein solcher Fall. Bis vor kurzem für ausgestorben gehalten, soll die Sprache jetzt 170 000 Sprecher haben, allerdings inzwischen wieder im Abbau sein. Möglicherweise gibt es einige ähnliche Fälle in Burma. (Nebenbei bemerkt: Es ist anzunehmen, daß es ähnliche Fälle auch in anderen Teilen der Welt gibt, wo ritualisierte Formen bereits als alltägliches Kommunikationsmittel ausgestorbener Sprachen in „Geheimbünden“ weitertradiert werden.)

(Kontakt: David Bradley D.Bradley@latrobe.edu.au)

Australien

Ein wesentlicher Aspekt, den Nick Evans in seinem Referat über bedrohte Sprachen in Australien ansprach, war die außerordentliche Bereicherung der empirischen Grundlage für die linguistische Theoriebildung (und damit auch für die Erforschung menschlicher Kognition) durch die Dokumentation dieser Sprachen. Die große Bandbreite von ungewöhnlichen Phänomenen umfaßt nicht nur phonologische und morphosyntaktische Systeme, die weitverbreiteten theoretischen Auffassungen widersprechen, sondern auch zahlreiche Besonderheiten in der lexikalischen Semantik, unübliche Sprachkontakt- und Sprachwandelphänomene und besonders auffällige sprachsoziologische Verhältnisse, die aus anderen Teilen der Welt nicht bekannt sind.

Die meisten Aboriginessprachen Australiens sind heute stark bedroht, sofern sie nicht bereits ausgestorben sind. Nach einer methodischen Auseinandersetzung mit dem Problem der Prioritätenbestimmung legte Evans eine Liste von ca. 50 „Top-priority“-Sprachen vor, von denen fast zwei Drittel bisher nicht durch größere Arbeiten (erschöpfende moderne Grammatik, Wörterbücher, Textpublikationen) dokumentiert sind. Dokumentation ist besonders dringend notwendig für eine ganze Reihe von Nicht-Pama-Nyungan-Sprachen des Nordens. Für manche dürfte es zu spät sein, um die bisher vorhandenen spärlichen Materialien in signifikanter Weise zu ergänzen, für andere ist es „fünf vor zwölf“.

(Kontakt: Nick Evans N.Evans@linguistics.unimelb.edu.au)

Westpazifik

Die Besonderheit dieser Region besteht laut dem Referenten Stephen Wurm in der ungewöhnlich rapiden Zunahme der Sprachbedrohung. Die vielen hundert Sprachen des Pazifik von den Philippinen bis Papua-Neuguinea seien bis vor kurzem relativ intakt gewesen. Insbesondere in Papua-Neuguinea gewinne aber jetzt durch die verstärkte Mobilität der Bevölkerung und durch gezielte Beeinflussung durch Schule und Medien das Tok Pisin als allgemeine Landessprache so rapide an Boden, daß junge Leute aus Prestigegründen ihre angestammten Sprachen von heute auf morgen aufgeben und zur Einsprachigkeit in Tok Pisin übergehen. Damit sind mehrere hundert der sogenannten Papuasprachen (nicht-austronesische Sprachen Neuguineas), deren Verwandtschaftsverhältnisse kaum geklärt sind, schlagartig in Gefahr geraten.

In der vorgelegten Liste werden 30 Sprachen als „moribund“, 26 als „seriously endangered“ (z.T. „seriously endangered“ bis „moribund“) und 90 als „endangered“ bezeichnet. Zahlreiche Sprachen der Region sind „potentially endangered“. Folgt man der Argumentation des Referenten, daß die Bedrohung mit der genannten Geschwindigkeit zunimmt, dürften weit mehr als die auf der Liste genannten Sprachen „potentially endangered“ sein.

(Kontakt: Stephen Wurm, Fax: +61-2-6248 6627)

Ozeanien

Darrell Tryon setzte in seinem Referat ca. 500 Sprachen für das Gebiet zwischen Irian Jaya und Osterinsel/Hawaii an. Mehr als 25 % davon (die Zahl 140 wurde genannt) können wegen der geringen Sprecherzahlen als bedroht gelten. Der Hauptfaktor ist hier ähnlich wie in Papua-Neuguinea wachsende Mobilität durch Schulbildung und Urbanisierung, was zu verstärktem Gebrauch prestigeträchtiger Kreolsprachen (z.B. Bislama in Vanuatu) nicht nur als Lingua Franca, sondern auch bereits in der Familie führt.

Tryon wies auf die zunehmende Erschwerung der Forschungsbedingungen in verschiedenen Teilen des Gebiets hin, die sowohl mit der Verschlechterung der gesundheitlichen Bedingungen (etwa Zunahme von Malaria) als auch mit widrigen politischen Verhältnissen (Unruhen, mangelnde Kooperativität der Behörden usw.) zusammenhingen. Man bemühe sich aber um alternative Verfahren der Dokumentation durch die Sprachgemeinschaften selbst. In diesem Zusammenhang stieß das Modell des „Taboo Room System“ auf großes Interesse, das im Kulturzentrum von Vanuatu eingerichtet worden ist: hier können Leute Dokumente traditionellen Wissens hinterlegen, die nur ihnen selbst oder von ihnen autorisierten Personen zugänglich sind (d.h. es handelt sich um eine Art „Bank“, in der man Kulturgut – naturkatastrophensicher – in einer Art „Schließfach“ hinterlegen kann). Diese Einrichtung sei bei der indigenen Bevölkerung außerordentlich gut aufgenommen worden (“this took off like a rocket”). Das Projekt wurde von der australischen Regierung unterstützt.

(Kontakt: Darrell Tryon dttryon@coombs.anu.edu.au)

Pacific Rim

Die Referenten (Osahito Miyaoka und Osamu Sakiyama) berichteten von einem ungewöhnlich ehrgeizigen Projekt “Endangered Languages of the Pacific Rim”, das vom japanischen Ministerium für Unterricht, Wissenschaft, Sport und Kultur unterstützt wird. Geplant ist eine großangelegte Untersuchung sämtlicher Sprachen der Pazifikküste im Osten wie im Westen. Unterprojekte sollen sich mit Australien, Papua-Neuguinea, Neu-Kaledonien, Cook Islands, Hawaii, Tungusisch, Paläosibirisch, Manchu, Nivkh, Ainu, japanischen Dialekten, dem amerikanischen und kanadischen Nordwesten, Burma, Formosa-Sprachen und anderem mehr befassen. Darüberhinaus sind sechs methodologische Projekte über Sprachbedrohung, Dokumentationsverfahren und elektronische Medien vorgesehen. Einzelheiten können auf der Webseite des Projekts eingesehen werden.

(Kontakt: Osahito Miyaoka omiyaoka@ling.bun.kyoto-u.ac.jp und Osamu Sakiyama sakiyama@idc.minpaku.ac.jp)

Afrika

Der afrikanische Kontinent war aufgeteilt in drei Referate: Roger Blench (in absentia) über Westafrika, Bruce Connell über Zentralafrika und Matthias Brenzinger über Ost- und Südafrika.

Die hauptsächliche Konzentration der Sprachbedrohung in Afrika ist offenbar im Osten des Kontinents (besonders Südsudan) und in Westafrika (besonders Ostnigeria und Westkamerun) zu finden. Für West- und Südafrika listet Brenzinger insgesamt 92 sehr stark bedrohte Sprachen auf, darunter 25, die als „moribund“ bis „quasi ausgestorben“ bezeichnet werden.

In Zentralafrika gibt es mindestens 20 Sprachen mit Sprecherzahlen zwischen 1 und 200, von denen angenommen werden kann, daß sie innerhalb der nächsten 10-20 Jahre aussterben. Dazu kommen an Sprachen mit Sprecherzahlen zwischen 300 und 900 meist ausschließlich älteren Sprechern 14 weitere Sprachen in Kamerun, 3 in der Zentralafrikanischen Republik, 4 im Tschad, 8 im Sudan, 1 im Kongo, 5 in Gabon, 2 in der Demokratischen Republik Kongo und 1 in Angola. Auch diese Sprachen werden nicht mehr von Kindern gelernt und dürften die erstgenannten, wenn überhaupt, nur um wenige Jahre überleben. Das bedeutet innerhalb der nächsten Generation einen Verlust von mindestens 57 Sprachen in diesen acht Ländern. Für die fünf westafrikanischen Länder Nigeria, Côte d’Ivoire, Mali, Sierra Leone und Mauretanien werden 41 Sprachen mit Sprecherzahlen zwischen 1 und 500 angegeben.

Nur sehr wenige afrikanische Länder betreiben eine nicht-restriktive Sprachpolitik, die sich nicht dadurch auszeichnet, sprachlichen Minderheiten eine „Nationalsprache“ aufzuoktroyieren. Erstaunlicherweise gehören hierzu Äthiopien und Eritrea, Länder mit einer traditionell dominanten Superstratbevölkerung (Amharen und Tigrinya). Die alten französischen Kolonien bleiben bei Französisch als Bildungssprache. Wie im pazifischen Raum, ist auch in Afrika eine permanente Verschlechterung der Forschungsbedingungen durch politische Unruhen, mangelnde Kooperation der Regierungen, Krankheiten u.v.a. zu verzeichnen. Da in vielen der betroffenen Länder entsprechende einheimische Bemühungen sowohl auf dem wissenschaftlichen Sektor als auch im Sinne einer konservierenden Minderheitenpolitik zu Null tendieren, ist zu bezweifeln, daß in allen Fällen Rettungsaktionen selbst im Sinne einer Dokumentation, geschweige denn Erhaltung, möglich sein werden.

(Kontakt: Bruce Connell Bruce.Connell@anthropology.oxford.ac.uk, Roger Blench R.Blench@odi.org.uk, Matthias Brenzinger Matthias.Brenzinger@uni-koeln.de)

Indischer Subkontinent

Über die Situation in Indien und angrenzenden Gebieten berichteten Mahendra Verma und George van Driem.

Obwohl die Dokumentation indischer Minderheitensprachen auf eine lange Tradition zurückblickt (Sir George Grierson legte bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts seinen berühmten Linguistic Survey of India vor), mangelt es immer noch an verläßlichen Daten für viele kleinere indische Sprachen.

Zu den bedrohtesten Sprachen des behandelten Areals gehören die Idiome der sogenannten „Hill Tribes“ in Indien, eine Reihe meist sinotibetanischer Sprachen im Himalaya sowie einige Sprachen kleiner Völkerstämme auf den Andamanen und Nikobaren. Doch viele andere Sprachen seien ebenfalls im Rückzug. Die Referenten wiesen daraufhin, daß bloße Angaben von Sprecherzahlen trügerisch sind; Sprachen mit 225 000 Sprechern wie das Gurung in Nepal können durchaus ernsthaft bedroht sein, wenn die Sprachen nicht mehr von Kindern gelernt werden.

Die hauptsächlichen Bedrohungsfaktoren sind hier Krankheiten und Tourismus. Die touristische Erschliessung insbesondere der malerischen Gebiete des Himalaya (z.B. Nepal) habe zwar einerseits zur Verbesserung der ökonomischen Situation mancher Regionen geführt, andererseits aber im Endeffekt zu einer starken materiellen und kulturellen Verarmung beigetragen.

(Kontakt: Mahendra Verma mkv1@york.ac.uk und George van Driem driem@rullet.leidenuniv.nl)

Nordamerika

Einen wichtigen Auftrieb haben nordamerikanische Indianersprachen durch den Native American Language Act von 1990 erfahren, der sprachliche Rechte garantiert und aus einer Gegenbewegung gegen die „English-Only“-Kampagne resultiert. Für viele Indianersprachen der USA und Kanadas gibt es heute offizielle Schulprogramme nach der Immersionsmethode. Bei einigen Sprachen steigen die Sprecherzahlen. Absolute Zahlen sind jedoch auch hier keine Indizien für den Robustheitsgrad einer Sprache. Es ist vielmehr das Verhältnis von Sprechern zur Gesamtanzahl der Mitglieder einer Ethnie, das Aufschluß über die Weiterpflege einer Sprache gibt. Der Referent, Akira Yamamoto, zeigte dies am Beispiel von zwei Yuman-Sprachen in Arizona: Havasupai hat 530 Sprecher, die aber 94 % der Gesamtpopulation des Stammes ausmachen, und ist insofern weit weniger bedroht als das eng verwandte Hualapai mit der doppelten Anzahl von 1000 Sprechern, die aber nur 54 % des Stammes repräsentieren.

Die Dokumentation vieler Sprachen, von denen nur eine Handvoll bejahrter Sprecher übrig sind, die gleichzeitig als Traditionsträger fungieren, scheitert oft an deren mangelnder Kooperationsbereitschaft. Pueblo-Indianer des Südwestens untersagen nicht selten die schriftliche Fixierung oder Tonaufnahme ihrer Sprachen mit dem Argument, daß rituelles Wissen nur mündlich tradiert werden darf.

Ein Dokumentationssystem, das besonders in Kalifornien gepflegt wird, ist das sogenannte „Master-Apprentice“-Schema, das Nichtsprechern ermöglicht, eine Zeitlang mit einem Sprecher zusammenzuleben und mit ihm zusammen traditionelle Tätigkeiten auszuüben. Man schätzt, daß durchschnittlich ca. 300 Stunden nötig sind, um in diesem Kontext die betreffende Sprache fließend beherrschen zu lernen. Auch in diesen Fällen wird davon ausgegangen, daß die „Lehrlinge“ während der Ausbildungszeit keine Aufzeichnungen machen; sie können jedoch hinterher schriftliches Material produzieren und werden sogar dazu angeregt.

(Kontakt: Akira Yamamoto akira@ukans.edu)

Mittelamerika

Dieses Gebiet mit einer sehr starken Sprachendichte (20 Sprachfamilien mit 137 Sprachen laut Angabe der Referentin Colette Grinevald), ist bis vor kurzem weitgehend in den Händen von Missionar-Linguisten verschiedener Provenienz gewesen. Der Trend geht jetzt dahin, Sprachdokumentation und Missionstätigkeit strikt zu trennen.

Ansonsten ist die Situation in den einzelnen mesoamerikanischen Ländern offenbar extrem unterschiedlich. Durch langanhaltende bürgerkriegsähnliche Zustände in Guatemala ist die dortige Maya-Bevölkerung dermaßen aufgewühlt worden, daß gewaltige Flüchtlingsströme nach Nordamerika gezogen sind – es wird behauptet, daß in Los Angeles inzwischen mehr Sprecher des Jakaltekischen leben als in Jacaltenango selbst. Demgegenüber sind nach Honduras mehr Weltbankmittel für die Dokumentation und Revitalisierung indigener Sprachen geflossen als der Staat mangels organisierter Aktivitäten auf diesem Gebiet augenblicklich ausgeben kann. Auch die soziolinguistische Situation einzelner Sprachen ist sehr verschieden. Trotz gleicher Bedrohung durch politische Instabilität nehmen manche Sprachen mit bisher relativ großen Sprecherzahlen rapide ab (z.B. Kaqchikel), während andere wesentlich kleinere Sprachen sich gut halten (z.B. Qanjobal). In einigen Fällen nimmt die Sprecherzahl sogar zu; hierzu gehören auch Sprachen, die bereits totgesagt waren.

(Kontakt: Colette Grinevald Colette.Grinevald@ish_Lyon.cnrs.fr)

Südamerika

Willem Adelaar und Denny Moore legten schließlich einen Bericht über die Lage in Südamerika vor. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat es insbesondere in Argentinien und Uruguay gezielte Völkermord-Kampagnen gegeben, die einen substantiellen Teil der nativen Bevölkerung auslöschten. Ein großer Teil der übriggebliebenen kleineren südamerikanischen Sprachen ist heute aus anderen Gründen erneut stark bedroht.

Amazonassprachen sind eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion der Prähistorie dieses Gebiets, zumal klimatische Bedingungen die Erhaltung archäologischer Zeugnisse erschweren. Es wird heute angenommen, daß die Vorgeschichte der Amazonas-Indianer viel älter (bis zu 11 000 Jahren) und kulturell viel entwickelter ist, als aufgrund der relativ einfachen Kulturstufe der heutigen Vertreter angenommen werden könnte. Einige Forscher glauben, daß die Eroberung durch die Weißen nicht nur zur Auslöschung von bis zu 75 % der Sprachen und Kulturen der eingeborenen Bevölkerung Amazoniens in den letzten 500 Jahren geführt hat, sondern auch der verbleibende Rest in Rückzugsgebiete und auf eine primitivere Kulturstufe zurückgedrängt worden ist.

Das Museu Goeldi, eine von Denny Moore geleitete Institution zur Dokumentation und Erhaltung indianischen Kulturguts, plant extensive Videoaufnahmen der ca. 200 brasilianischen Sprachen für die nahe Zukunft. Das Projekt hat bereits begonnen; zur Zeit werden Aufnahmen der Xingú-Zeremonien gemacht. Moore wies daraufhin, daß letztlich alle Bemühungen um die Bewahrung des Kulturerbes der Amazonas-Indianer nur durch eine solide Ausbildung von Brasilianern selbst in den relevanten Wissenschaften (Linguistik, Ethnologie usw.) gewährleistet werden kann.

(Kontakt: Willem Adelaar Wadelaar@rullet.leidenuniv.nl und Denny Moore moore@amazon.com.br)

Sammelband geplant

Es ist unmöglich, den außerordentlich reichhaltigen Informationen, die auf dieser Konferenz über mehrere Tage hinweg aus erster Hand von weltweit anerkannten Spezialisten gegeben wurden, in einem solchen kurzen Abriß gerecht zu werden. Ein weitaus detaillierterer Bericht als der vorliegende aus der Feder von Nicholas Ostler ist im Organ der FEL, Ogmios 2.2 – # 14 (1 May 2000) erschienen (im Archiv der GBS vorhanden). Handouts, Tabellen und Zahlenmaterial zu den einzelnen Beiträgen können über die angegebenen e-mail-Adressen von den Referenten angefordert werden. Eine weitgehend vollständige Sammlung des Materials befindet sich auch im GBS-Archiv; Kopien können zum Selbstkostenpreis vom Vorsitzenden (hj.sasse@uni-koeln.de) angefordert werden.

Die Referate der Tagung sollen in einem Sammelband veröffentlicht werden, der im Verlag Mouton de Gruyter zur Publikation vorbereitet wird. Dieser Band wird mit Spannung erwartet, zumal die letzte die Weltsituation zusammenfassende Publikation (Robins, R.H. & E.M. Uhlenbeck 1991, Endangered Languages. Oxford/New York: Berg) schon neun Jahre zurückliegt.

Oben


Europäischer Tag der Regional- und Minderheitensprachen 2000: Veranstaltung in Cottbus

Das Komitee für die Bundesrepublik Deutschland des Europäischen Büros für Sprachminderheiten (European Bureau for Lesser Used Languages, EBLUL) mit Sitz in Brüssel und Dublin und die GBS hatten anläßlich des Europäischen Tages der Regional- und Minderheitensprachen am 30. Mai zu zwei öffentlichen Informationsveranstaltungen über Sprachbedrohung und Sprachminderheiten in Cottbus eingeladen. Vor zahlreich erschienenem Publikum von Schülern und Lehrern fand die erste Veranstaltung am Vormittag in der Aula des Niedersorbischen Gymnasiums statt. Vier Referate wurden gehalten: Hans-Jürgen Sasse gab unter dem Titel Das weltweite Sprachensterben – ein unaufhaltsamer Prozeß? einen Gesamtüberblick über die derzeitige Situation auf der Welt, setzte sich mit den Gründen auseinander und kommentierte die düsteren Prognosen der Fachleute für die nahe Zukunft. In einem zweiten Referat sprach Alastair Walker von der Nordfriesischen Wörterbuchstelle der Universität Kiel über Die autochthonen Sprachminderheiten Deutschlands im europäischen Kontext. Er betonte vor allem die Renaissance kleiner Sprachen in Europa, die sich in einer ganzen Reihe von Wiederbelebungsaktivitäten zeigt (u.a. Bretonisch, Kornisch, Gälisch), die auch weltweit Modellcharakter haben könnten. Gunter Spiess, Leiter der Niedersorbischen Zweigstelle des Sorbischen Instituts, beschrieb in seinem Referat Die Sprachenvielfalt in der Europäischen Union als Vermächtnis und Aufgabe die Schwierigkeit der Motivation der älteren Generation zur Weitergabe der Sprache am Beispiel des Sorbischen. Um die Erfolge, die bei der Sprachvermittlung in sorbischen Kindergärten erzielt wurden, auszubauen, ist es notwendig, Argumente zu finden, die die Eltern überzeugen, daß es sich für sie lohnt, die Sprache zu erlernen. Den Abschluß bildete unter dem Titel Das Saterfriesische - ein Überblick ein Referat von Karl-Peter Schramm vom Seelter Bund/Heimatverein Saterland. Auch hier ging es um die Frage, wie Eltern und Kindern nahegebracht werden kann, daß das Saterfriesische eine erhaltenswerte Sprache ist. Die größten Schwierigkeiten bestehen dabei darin, geeignete Lehrer zu finden. Die Veranstaltung stieß bei allen Zuhörern auf erfreuliche Resonanz.

Am Nachmittag wurden Referate mit den gleichen Titeln in kleinerem Kreis im Klubraum des Wendischen Hauses vor einem Publikum gehalten, das sich vornehmlich aus Mitarbeitern des Sorbischen Instituts, Journalisten und weiteren Interessenten zusammensetzte. Die einleitenden Worte sprach der Oberbürgermeister von Cottbus, W. Kleinschmidt. Am Ende der Nachmittagsveranstaltung fand eine Pressekonferenz statt.

Die Veranstaltung war ein wichtiger Auftakt zu einer engeren Zusammenarbeit der GBS mit EBLUL (European Bureau for Lesser Used Languages). Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, daß dieses Zusammentreffen bei den Sorben stattfand, die gerade jetzt besondere Unterstützung für ihre Bemühungen um die Erhaltung ihrer Sprache und Kultur benötigen. Es ist geplant, schriftliche Überarbeitungen der vier Referate in einem Informationsheft zu veröffentlichen, das von der Stiftung für das Sorbische Volk herausgegeben werden soll.

Oben


Die europäischen Kleinsprachen am Anfang des 21. Jahrhunderts

Unter diesem Titel veranstaltete das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) in Kooperation mit dem Sprachwissenschaftlichen Institut, dem Germanistischen Seminar (Skandinavistik) und dem Sprachlernzentrum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ein Kolloquium am 16. und 17. Juni 2000 an der Universität Bonn. Das Kolloquium widmete sich der Frage, welche Auswirkungen der weltweite und insbesondere innereuropäische wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel auf die Lage und den Status der europäischen Sprachen hat. In der Einladung hieß es: „Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Forschungsansätzen liegt der Bonner Schwerpunkt auf den sogenannten ,Kleineren Sprachen‘, im EU-Jargon ,Lesser Used Languages‘, d.h. Sprachen, deren Sprecherzahl relativ klein ist. Genauere Definitionen sind u.a. Gegenstand der Erörterung. Dazu gehören eine ganze Reihe von europäischen Minderheitensprachen, d.h. Sprachen, die nicht erste Verkehrssprache oder offizielle Amtssprache der Staaten sind, in denen sie gesprochen werden. Ausgehend von der Analyse der Verhältnisse und Entwicklungen des 20. Jahrhunderts soll eine Prognose für das 21. Jahrhundert versucht werden. Das impliziert Definitionen, Wertentscheidungen und letztlich die Erarbeitung von Empfehlungen an lokale, regionale, staatliche und europäische Entscheidungsträger.“

Die Veranstaltung wurde von den Professoren Heinrich Kelz (Sprachlehrzentrum), Ludger Kühnhardt (Zentrum für Europäische Integrationsforschung), Rudolf Simek (Germanistisches Seminar, Skandinavistik) und Stefan Zimmer (Sprachwissenschaftliches Institut) ausgerichtet. Sie war in vier Abteilungen gegliedert:

  1. Skandinavien (mit Vorträgen von Rudolf Simek (Die Sprachen Skandinaviens), Crister Lauren (Schwedisch – eine Schwester, Finnisch – eine Stiefschwester), Peter Hallaråker (The Nynorsk Language – yesterday, today, and tomorrow), Johan Hendrik Paoulsen (The teaching and transmission of Faroese in the next century));
  2. Mitteleuropa (mit Vorträgen von Jean-Claude Muller (Luxemburgisch – eine Nationalsprache auf Identitätssuche), Anja Pohontsch (Die aktuelle Sprachsituation der Lausitzer Sorben: Chancen und Perspektiven), Austris Grasis (Die sowjetische Sprachenpolitik und deren Folgen im heutigen Lettland));
  3. „The Celtic Fringe“ (mit Vorträgen von Donall O’Riagáin (Irish – a Celtic language in the new Europe), Chrisdean Dillon (Schottisch-Gälisch: Lehren und Lernen in Schottland und Europa heute), Marion Löffler (Im Schatten von Saunders Lewis: das Kymrische zwischen Prestigegewinn und Sprecherverlust?));
  4. Zum Kontrast: Kleine Sprachen außerhalb Europas (mit Vorträgen von Heinrich P. Kelz (Sprachplanung in Südostasien (am Beispiel der Philippinen)), Wolfgang Wölck (Ketchua: die größte einheimische Kleinsprache Amerikas)).

Die Veranstaltung wurde eingeleitet mit einem Einführungsvortrag Sprachen, Dialekte, Kleinsprachen, bedrohte Sprachen von Stefan Zimmer.

Es ist geplant, die Beiträge in einem Sammelband zu veröffentlichen, der vom ZEI herausgegeben wird.

Kontakt: Prof. Dr. Stefan Zimmer, Fax +49-0228-737696

Oben


Der Schwerpunkt Kleinsprachen an der Universität Bremen

Thomas Stolz, Universität Bremen

Unter der Bezeichnung Bremer Kleinspracheninitiative haben sich im Sommersemester 1999 Vertreter verschiedener philologischer Fächer der Universität Bremen zusammengeschlossen, um an der Einrichtung eines sowohl Forschung als auch Lehre umfassenden zukünftigen Schwerpunktes der Universität mitzuwirken. Zu den Zielen der Bremer Kleinspracheninitiative gehört unter anderem die Schaffung von praktischen Lehr- und Lernmöglichkeiten für europäische Kleinsprachen – etwa in Form einer spezialisierten Abteilung des bereits existierenden Fremdsprachenzentrums (FZHB). Auf ausbildungstechnischem Gebiet ist daran gedacht, den Studierenden philologischer und kulturwissenschaftlicher Fächer eine Zusatzqualifikation im Bereich Kleinsprachen anzubieten. Hauptfachstudenten der Linguistik werden ab Wintersemester 2000/2001 obligatorisch Studienanteile in einer an der Universität Bremen angebotenen Kleinsprache zu belegen haben. Natürlich wollen wir uns unter der Federführung des Studienganges Linguistik und im Rahmen des interdisziplinär arbeitenden Instituts für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft (IAAS) auch wissenschaftlich der Kleinsprachenforschung widmen.

Tatsächlich gibt es noch sehr viel an ganz grundsätzlichen Dingen für die Kleinsprachenforschung zu klären. Schon der Begriff der Kleinsprache selbst hat bisweilen etwas Schillerndes an sich, da ihm bislang eine verbindliche und allseits akzeptierte Definition fehlt. So gibt es rein quantitative Kriterien, die sich oftmals pauschal auf die Kopfzahl der jeweiligen Muttersprachlerschaft bezieht: In Bremen hatten wir uns beispielsweise an der Millionengrenze orientiert. Danach ist das Schottisch-Gälische mit seinen unter 100.000 Sprechern unbestritten ein Paradebeispiel für eine Kleinsprache. Daneben werden auch immer wieder qualitative Kriterien vorgeschlagen, deren Katalog jedoch bis heute nicht vollständig aufgeführt worden ist: Anläßlich der Bonner Tagung über die Europäischen Kleinsprachen im 21. Jahrhundert ist ein entsprechender Versuch unternommen worden, bei dem andere sprachsoziologische Faktoren (Verbreitung, Vorhandensein einer Norm, Verschriftung, Gebrauch in den Medien etc.) angeführt wurden. Unter diesen Umständen kann auch eine Sprache wie das Okzitanische mit mehreren Millionen Sprechern noch die Bezeichnung Kleinsprache erhalten. Eine Aufgabe, die in nächster Zeit von uns zu lösen ist, besteht also darin, die verschiedenen Ansätze miteinander ins Gespräch und gegebenenfalls auch miteinander in Einklang zu bringen. Daher planen wir für das kommende Jahr (2001) eine Expertenrunde zu veranstalten, auf der die definitorischen Fragen beantwortet werden sollen.

Die Kleinspracheninitiative versteht sich als Partner der Gesellschaft für bedrohte Sprachen (GBS) mit einem größtenteils eigenständigen Tätigkeitsbereich. In vielerlei Hinsicht ergänzen sich die Ausrichtungen unserer beider Organisationen, weil Kleinsprachen längst nicht immer auch bedrohte Sprachen sind. Vielmehr gibt es oft genug die Konstellation, daß eine objektiv kleine Sprachgemeinschaft in ihrem jeweiligen Territorium sprachlich konkurrenzlos ist, das heißt, daß keine unmittelbare Bedrohung vorliegt. Ein gutes Beispiel hierfür ist sicherlich das Isländische, das von weniger als 300.000 Menschen gesprochen wird, aber als alleinige Staatssprache Islands momentan keinerlei Einschränkungen unterliegt. Eines unserer Anliegen ist es, uns von einer ausschließlich auf ein altruistisches sprachpolitisches Engagement ausgerichteten Aktivität zu verabschieden und stattdessen die Kleinsprachen durchaus auch als linguistische Ressourcen zu betrachten, um sie im Sinne unserer Disziplin entsprechend der Fachöffentlichkeit zu erschließen und zugänglich zu machen. Dieser fachliche Egoismus hat seine Berechtigung besonders deshalb, weil Kenntnisse über die strukturellen Eigenschaften von Kleinsprachen bei der Formulierung von linguistischen Hypothesen mit allgemeiner Tragweite bislang kaum eine Rolle gespielt haben und die auf diese Weise formulierten Generalisierungen einer nachträglichen empirischen Überprüfung häufig nicht standhalten konnten. Man kann in gewisser Weise sagen, daß es zu den Absichten der Bremer Kleinspracheninitiative gehört, die Kleinsprachen linguistisch zu emanzipieren.

Das Studium der Kleinsprachen an der Universität Bremen soll zum einen den äußeren Bereich der Sprachkunde umfassen, in dem Aspekte der Sprachsoziologie, Sprachpolitik, Sprachplanung, Soziolinguistik, Sprachenrecht usw. am Beispiel der Kleinsprachen durchgemustert werden sollen. Gleichzeitig ist zu vermitteln, daß die Kleinsprachen auch von der strukturellen Empirie her ein interessantes Feld bieten, an dem sich die sprachwissenschaftliche Theoriebildung hinsichtlich ihrer Gültigkeit messen lassen muß. Wir werden uns nicht nur aus arbeitstechnischen Gründen auf die Kleinsprachen Europas konzentrieren, da wir hier wahrscheinlich die weltweit günstigste Dokumentationslage antreffen; außerdem ergibt sich durch den fortschreitenden Zusammenschluß des politischen Europas eine besondere Situation, die für viele, momentan noch sicher geglaubte Kleinsprachen über kurz oder lang doch noch ein Szenario der sprachlichen Bedrohung schaffen könnte. An dieser Stelle entsteht ein Betätigungsfeld, das man salopp formuliert als „Bedrohungsprophylaxe“ bezeichnen könnte: Wenn wir aus der Beschäftigung mit bedrohten Sprachen bereits etwas gelernt haben sollten, wie könnte man dieses Gelernte fruchtbringend für die Kleinsprachen in Anwendung bringen?

Es läßt sich in diesem Zusammenhang beobachten, daß die betroffenen Sprachgemeinschaften immer wieder einem meistenteils von „oben“ verordneten Purismus ausgesetzt sind. Viel Zeit und Energie wird auf diese Weise auf ein sprachplanerisches und sprachpolitisches Mittel verwandt, dessen Nutzen als umstritten gelten darf. Auf einer weiteren Tagung, die unter dem Titel Purism in the age of globalization im nächsten Jahr (2001) an der Universität Bremen stattfinden soll, werden wir der Frage nachgehen, ob sich jede Form von Purismus auf Kleinsprachen in jeder sprachsoziologischen Situation positiv auswirkt.

Neben diesen Tagungen wird es im Sommersemester 2001 an der Universität Bremen im Rahmen unseres Linguistischen Kolloquiums eine Vorlesungsreihe zum Thema Sprachpolitik in Europa geben. Allen diesen Veranstaltungen vorangestellt ist die geplante Gründung eines „Kleinsprachenvereins“ mit Sitz in Bremen, der die institutionelle Anlaufstelle für alle diejenigen werden soll, die im Bereich der Kleinsprachenforschung aktiv werden wollen. Dieser Verein soll unter anderem mit der Gesellschaft für bedrohte Sprachen (GBS) und dem Bureau of the lesser used languages of Europe kooperieren.

Die Einrichtung einer Homepage/Website der Kleinspracheninitiative wird augenblicklich von uns betrieben. Wer sich gegenwärtig näher über die Bremer Kleinspracheninitiative informieren möchte, kann eine Kopie meines ausführlicheren Aufsatzes Die Bremer Kleinspracheninitiative, der im Heft 23 des Tjaldur Ende Juli 2000 erscheint, im Vorabdruck auf Anfrage aus Bremen erhalten (Kontaktadresse: Sonja Kettler skettler@uni-bremen.de). Das Programm unseres diessemestrigen Linguistischen Kolloquiums über Europäische Kleinsprachen nebst Workshop kann unter folgender Internetadresse abgefragt werden: http://www.fb10.uni-bremen.de/iaas/linkol00ss.htm und http://www.fb10.uni-bremen.de/iaas/workshop/workshop.htm

Die Bremer Kleinspracheninitiative lädt darüber hinaus alle Kleinsprachenforscher dazu ein, über ihre jeweiligen einschlägigen Tätigkeiten und Vorhaben in Forschung und Lehre zu berichten, so daß in Bremen eine Jahresvorschau für das Europäische Jahr der Sprachen 2001 erstellt und über einen Verteiler an alle Interessenten weitergegeben werden kann.

Thomas Stolz
Universität Bremen
Fachbereich 10: Linguistik
Postfach 33 04 40
28334 Bremen
E-mail: stolz@uni-bremen.de
http://www.fb10.uni-bremen.de/komitativprojekt/deutsch.htm
http://www.fb10.uni-bremen.de/homepages/stolz/stolz.html

Oben


Das Saterfriesische

Alexandra Jacob, Michael Kracker, Christian Langstrof, Katja Malsch, Eva Mensching, Thorsten Strübe, Jan Wirrer (Seminar- und Exkursionsleiter)

Das Saterland und die Geschichte des Saterfriesischen

Die heutige Gemeinde Saterland befindet sich im Landkreis Cloppenburg im Nordwesten des Bundeslandes Niedersachsen und grenzt an die Landkreise Leer und Emsland. Das Saterland hat ca. 12000 Einwohner, von denen knapp 2000 Saterfriesisch sprechen. In der Zeit zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert kam es an der deutschen Nordseeküste zu heftigen Sturmfluten. Durch diese Katastrophen waren viele Friesen gezwungen, die Küstenregion zu verlassen und sich im Landesinneren anzusiedeln. Im Saterland ließen sich Friesen aus dem Küstenraum zwischen Weser und Lauwers nieder. Ihre Sprache war eine emsfriesische Mundart des Altostfriesischen, deren heutige Form noch viele Ähnlichkeiten mit den inzwischen ausgestorbenen friesischen Dialekten des Harlingerlandes und der Insel Wangerooge zeigt. Neben niederdeutschen Entlehnungen enthält sie Entlehnungen aus dem Niederländischen, die ursprünglich aus dem ostfriesischen und emsländischen Niederdeutsch stammen. Hinzu kommen immer mehr Entlehnungen aus dem Standarddeutschen.

Beim Saterland handelt es sich um einen 14 km langen und 4 km breiten Geestrücken im Moor. Es bestand aus den drei Dörfern Strücklingen (saterfriesisch Strukelje), Ramsloh (saterfriesisch Romelse) und Scharell (saterfriesisch Skäddel). Bis ins 19. Jahrhundert, als die Trockenlegung des Moores begann, war das Saterland für den allgemeinen Verkehr unzugänglich. Es gab nur die Möglichkeit, das Gebiet mit dem Schiff über die Sagterems zu erreichen. Bei besonders strengen Frösten bzw. bei trockener Witterung konnten die Ortschaften auf dem Landweg mit Pferden und leichten Karren über das zugefrorene bzw. stellenweise trokkene Moor erreicht werden. Aber auch die Verkehrsverbindungen innerhalb des Saterlandes waren in einem schlechten Zustand, was die – insgesamt allerdings geringen – dialektalen Unterschiede zwischen den einzelnen Dörfern förderte.

Diese Abgeschiedenheit hatte zur Folge, daß das Saterfriesische Umgangssprache des lokalen kommunikativen Netzwerkes blieb, während sich die Saterfriesen zur Kommunikation in den translokalen Netzwerken zunächst des Niederdeutschen und später des Niederdeutschen und des Hochdeutschen bzw. Standarddeutschen bedienten. So sprachen um 1850 noch 85 % der Bevölkerung saterfriesisch (vgl. Fort 1996).

Da der Torfhandel über die Sagterems die Haupteinnahmequelle für die Saterfriesen war, kann davon ausgegangen werden, daß Mehrsprachigkeit bei den Saterfriesen schon seit langer Zeit weit verbreitet war. Die Insellage wurde dadurch verstärkt, daß das Saterland von der Reformation nicht erfaßt wurde. Im Gegensatz zu den anderen friesischen Gemeinschaften blieben die Bewohner katholisch. Außerdem erhielten die Saterfriesen von den jeweiligen Landesherren relative Autonomie. Die wirtschaftliche Situation war durch den Abbau und den Handel mit Torf gesichert.

Mit der Trockenlegung des Moores veränderte sich die Lage der Saterfriesen. Dadurch konnten neue Fehnsiedlungen wie z.B. Sedelsberg angelegt und das Saterland an das allgemeine Verkehrsnetz angeschlossen werden (Eisenbahnanschluß 1906-1908). Ende des 19. Jahrhunderts begann die Industrialisierung des Torfabbaus; Niederdeutsch und zunehmend Standarddeutsch wurden zur Arbeitssprache. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich Kriegsflüchtlinge im Saterland an. Um 1950 sank die saterfriesische Sprecherzahl auf 50 % der Gesamtbevölkerung. Der Rückgang des Saterfriesischen ist heute so weit fortgeschritten, daß die Sprache vom Aussterben bedroht ist.

Die heutige Sprachsituation

Nach einer Untersuchung von Stellmacher (1998) gibt es noch ca. 2000 Sprecher des Saterfriesischen, dieses entspricht ca. 20 % der Gesamtbevölkerung des Saterlandes. Allerdings sind es vor allem ältere Menschen, die das Saterfriesische noch beherrschen. In der Altersgruppe der nach 1970 Geborenen macht der Anteil der Sprecher nur noch ca. 16 % aus. Von diesen haben lediglich ein Drittel das Saterfriesische im eigenen Elternhaus erlernt; der größte Teil hat die Sprache im Kindes- oder Jugendalter in Peer Groups erlernt, nur ca. 3 % im Erwachsenenalter. Heute geben nur noch ein Viertel der Saterfriesischsprecher die Sprache im ungesteuerten Spracherwerb an die eigenen Kinder weiter.

In den 80er Jahren führten die Aktivitäten von Marron C. Fort zu einer weitreichenden Sensibilisierung der Bevölkerung hinsichtlich der Bedrohtheit des Saterfriesischen.

Seitdem bemüht sich der „Seelter Buund“ verstärkt um den Erhalt der Sprache. Inzwischen wird haupt- und ehrenamtlich Saterfriesischunterricht, der sich auf zwei Stunden pro Woche beläuft, an den Kindergärten und an den Grundschulen angeboten. Allerdings gibt es kaum Unterrichtsmaterialien, insbesondere fehlen audiovisuelle Lehrmaterialien.

Gemeinsam mit den West-, Ost- und Nordfriesen versuchen die Saterfriesen, sich für den Erhalt der friesischen Sprache durch gesetzliche Maßnahmen auf europäischer Ebene einzusetzen. Dabei hat die Aufnahme des Saterfriesischen in die von der Bundesrepublik Deutschland bereits ratifizierte Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen und die Vertretung des Saterfriesischen in der deutschen Sektion des European Bureau for Lesser Used Languages (EBLUL) eine wesentliche Rolle gespielt und den Bemühungen um den Erhalt der Sprache neue Perspektiven eröffnet.

Das Saterfriesische kennt keine verbindliche Orthographie. Aufgrund der hohen Anzahl an Vokalclustern und Diphthongen ist es schwierig, Saterfriesisch mit den Mitteln der standarddeutschen Orthographie wiederzugeben. Trotzdem gibt es einige Autoren, die Geschichten auf Saterfriesisch schreiben (z.B. Gesina Lechte-Siemer, Margaretha Grosser, Wilhelm Kramer und Theodor Griep). In der Münsterländer Tageszeitung (Cloppenburg) und im General-Anzeiger erscheinen kurze saterfriesische Kolumnen. Dagegen sind Radiosendungen auf Saterfriesisch unbekannt. Sehr selten gibt es Laiengruppen, die Theaterstücke auf Saterfriesisch inszenieren und aufführen.

Laut Stellmacher meinen zwar 28 % der Bevölkerung des Saterlandes, Saterfriesisch lesen zu können, jedoch trauen sich nur 3,9 % Schreibfähigkeiten im Saterfriesischen zu. Um wenigstens die Lesefähigkeit zu steigern, findet in der Schule ein regelmäßiger Lesewettbewerb statt.

Die Vorbereitung der Untersuchung und Datenerhebung

Im Sommersemester 2000 wurde von J. Wirrer an der Universität Bielefeld ein Seminar zur linguistischen Feldforschung angeboten. Diese Veranstaltung hatte als vorbereitende Schwerpunkte die Problematik von bedrohten Sprachen und Methoden der linguistischen Feldforschung. Dieses Seminar sollte nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern außerdem einen eigenen Beitrag zur Erforschung und Beschreibung von bedrohten Sprachen leisten und somit praktische Erfahrungen vermitteln. Es sollte Material gesammelt und archiviert werden. Für das Wintersemester 2000/2001 ist eine Ausstellung in der Bibliothek der Universität Bielefeld geplant.

Um einen Einblick in das Saterfriesische zu erhalten, wurden zunächst saterfriesische Texte gelesen und übersetzt. In einem nächsten Schritt wurden dann grammatische Phänomene ausgewählt, die genauer untersucht werden sollten. Hierbei handelte es sich um:

  1. Artikel und Definitheit
  2. Substantivierungen
  3. Verbinkorporation
  4. Genuskongruenz beim Zählen
  5. Direktionale Orientierung
  6. Lokale Relationen

Desweiteren wurden die Domänen des Saterfriesischen und die Bedrohtheit der Sprache thematisiert.

Um diese Phänomene systematisch untersuchen zu können, wurde ein Interviewleitfaden entwickelt, der zur Elizitierung folgender Daten dienen sollte:

  1. Saterfriesische Erzählung
  2. Verbnominalisierungen (vermittels der Übersetzung von Testsätzen ins Saterfriesische)
  3. Genuskongruenz hinsichtlich der Zahlen zwei und drei
  4. Integrierende Verben
  5. Adpositionen
  6. Wegbeschreibungen
  7. Sprecherbiographien (auf Standarddeutsch)
  8. Demographische Daten (vermittels eines anonym auszufüllenden Fragebogens)

Neben den Interviews war noch der Besuch des saterfriesischen Unterrichts in einer Schule und einem Kindergarten sowie ein Treffen mit dem „Seelter Buund“ geplant. Sowohl der Saterfriesischunterricht als auch das Treffen sollten außer mit DAT-Recordern auch zusätzlich mit der Videokamera dokumentiert werden.

Datenerhebung fand vom 22.-25. 6. 2000 statt. Da zuvor Kontakt mit dem „Seelter Buund“ aufgenommen wurde, hatte sich dieser um die Organisation vor Ort gekümmert. Sowohl für die Unterkunft als auch die Kontakte zu Schule und Kindergarten war gesorgt. Es standen zusätzlich über 20 Informanten zur Verfügung, mehr als in dieser kurzen Zeit interviewt werden konnten.

Die Interviews wurden in zwei Gruppen zu je drei Studierenden durchgeführt, wobei sie arbeitsteilig und rotierend vorgingen. Der Versuch, nicht nur Lehre und Forschung zu verbinden, sondern auch aus der Lehre heraus zu forschen, stieß bei allen Beteiligten auf eine positive Resonanz.

Ergebnisse

Insgesamt konnte ein umfangreiches Korpus zum Saterfriesischen erstellt werden (ca. 10 Stunden Interviews, ca. 2 Stunden Videoaufzeichnungen sowie zahlreiche schriftliche Dokumente), obwohl wir aufgrund von Zeitüberschneidungen einige Interviews leider nicht durchführen konnten.

Einige der angestrebten Ziele konnten allerdings nicht erreicht werden. Aufgrund einer schulinternen Veranstaltung konnte die Dokumentation des Saterfriesischunterrichts in der Schule nicht realisiert werden. Die Befragung nach den integrierenden Verben brachte wenig Aufschluß über den Gebrauch solcher Verben.

Lediglich die Daten zu den Substantivierungen und der Genuskongruenz der Zahlen zwei und drei konnten bislang einer ersten Auswertung unterzogen werden.

Die Substantivierung von Verben folgt im Saterfriesischen einem anderen Muster als im Standarddeutschen und im Niederdeutschen. Der Infinitiv der Verben wird durch ein an den Verbalstamm angefügtes e markiert (z.B. iet-e (‚essen‘)). Anders als im Standarddeutschen und im Niederdeutschen erfolgt die Substantivierung nicht nur vermittels eines vor dem Infinitiv stehenden Artikels, sondern zusätzlich durch das Flexionsmorphem en (z.B. dät Iet‑en (‚das Essen‘)). Die Ausgangshypothese bestand nun darin, daß diese morphematische Unterscheidung aufgrund des engen Kontaktes zum Standarddeutschen und zum Niederdeutschen zuungunsten eines der Morpheme aufgegeben wird. Diese Hypothese kann aufgrund unserer Daten eindeutig wiederlegt werden. Unabhängig vom Alter der Informanten – diese waren zwischen 13 und 85 Jahre alt – wurden Infinitiv und Verbalsubstantiv in der beschrieben Weise unterschiedlich markiert.

Im Gegensatz zum Standarddeutschen und zum Niederdeutschen gibt es im Saterfriesischen nicht nur bei der Zahl eins, sondern auch bei den Zahlen zwei und drei eine Genuskongruenz. So heißt es z.B. twäin/träi Huunde (mask.) (‚zwei/drei Hunde‘), two/tjo Möien (fem.) (‚zwei/drei Tanten‘) und two/tjo Húze (neutr.) (‚zwei Häuser‘). Unsere Ausgangshypothese war die, daß infolge des Sprachkontaktes zum Niederdeutschen und zum Standarddeutschen diese Unterscheidung zugunsten der Formen, die diesen beiden Sprachen am nächsten kommen, nämlich twäin (vgl. nd. twee, stdd. zwei) und träi (vgl. nd. dree, stdd. drei), aufgegeben wird. Diese Hypothese konnte nur z.T. bestätigt werden. Zwar läßt sich mit wenigen Ausnahmen bei einigen älteren und insbesondere bei den jungen Sprecherinnen und Sprechern eine Vereinheitlichung nachweisen, diese erfolgt jedoch entgegen unserer Prognose ausnahmslos zugunsten von two bzw. tjo. Dies mag dafür sprechen, daß die Vereinheitlichung eher einer sprachinteren Dynamik des Sprachwandels entspricht und möglicherweise erst in zweiter Linie auf Sprachkontakt beruht.

Ohne die freundliche Aufnahme und die große Kooperationsbereitschaft des „Seelter Buundes“ wäre unser Feldforschungsprojekt sicher nicht so erfolgreich verlaufen. Es sei jedoch an dieser Stelle der Hinweis erlaubt, daß eine ständige Inanspruchnahme die Bereitschaft zur Mitarbeit nicht unbedingt erhöhen dürfte. Deshalb erinnern wir an die anderen Sprachminderheiten Deutschlands und Europas, deren Erforschung noch lange nicht als abgeschlossen gelten kann und die deswegen ebenfalls unser Interesse verdient haben.

Zitierte und weiterführende Literatur

Oben


Moluccan languages in the Netherlands: documenting moribund languages in an immigrant setting

Margaret Florey (University of Newcastle, Australia) and Aone van Engelenhoven (Leiden University, the Netherlands)

§1 Introduction.

In 1997, the authors began work on a collaborative research project which is focused on the most severely endangered languages of the Maluku region of eastern Indonesia1. The project goals include documentation of moribund languages and working with remaining speakers and their descendents to develop appropriate language programs. Depending on the interest and language fluency of members of the speech community, these programs might entail language awareness, language renewal, or language maintenance.

We have both worked throughout the past decade with speakers of indigenous Moluccan languages – Florey in Central Maluku and van Engelenhoven in South Maluku. Certain stages of this project were planned to involve working with speakers of a number of languages in the indigenous setting in Maluku and other stages were planned to involve working in the migrant Moluccan community in the Netherlands.

The task of documenting these languages is critical given the very small populations of remaining speakers of moribund languages and the lack of written materials for most of the languages. However in late 1998, inter-ethnic violence erupted in the regional capital of Ambon city. Throughout 1999, the fighting spread to other parts of Ambon island and to other islands in Maluku, resulting in several thousand deaths and extensive loss of homes and government infrastructure. We were therefore faced with postponing indefinitely the intensive documentation work which we had planned to base in Maluku during 1999 and 2000. Instead, we shifted our attention to work among the migrant Moluccan community in the Netherlands.

This work is proving to be very rewarding. Most exciting has been locating speakers of languages which are moribund in the indigenous setting. By working within the migrant community, we have therefore been able to commence documentation of a number of languages. We have also been able to respond to requests from members of the first and second generations of migrants who are keen to work with their ancestral languages (bahasa tanah ‘languages of the land’). In this report of our work to date, we discuss the status of bahasa tanah in the Netherlands and describe some of the language activities which are taking place.

§2 History of the Moluccan exiles in the Netherlands.

The large migrant population of Moluccans in the Netherlands is a consequence of events in Maluku following the proclamation of the Republic of Indonesia by Indonesian nationalists on the island of Java in 1945. In 1949 the Dutch government finally accepted the independence of its former colony. However, Moluccan members of the government of the former state of East Indonesia did not accede to inclusion within the Republic of Indonesia. On April 24th, 1950 an independent Republic of the South Moluccas - Republik Maluku Selatan (RMS) - was proclaimed on Ambon Island. When a few months later the Dutch government disbanded its colonial army, the KNIL, the Dutch Court of Justice disallowed any involuntary demobilisation on Indonesian territory. As a result, in 1951 the Dutch government transported to the Netherlands 12,500 Moluccan soldiers who had either not yet resigned or refused to go over to the Indonesian army.

It is estimated that up to 50,000 Moluccans live in the Netherlands today. Van Engelenhoven (1999: 2) observes that 76% of the migrant population originated from Central Maluku (Maluku Tengah) and the remaining 24% from Southeast Maluku (Maluku Tenggara). The majority of Central Moluccan members of the armed forces were drawn from Christian villages in Ambon and the so-called Lease islands of Saparua, Haruku, and Nusalaut. 97% of the Central Moluccan migrants are Christian and the remaining 3% Muslim (ibid.).

§3 The languages of Maluku.

The precise number of languages in Maluku is unknown, but is estimated in the Ethnologue (Grimes 1996) to number 131. Behind this picture of rich linguistic diversity, Maluku could reasonably be assessed as the most severely endangered linguistic region in Indonesia, with a large number of languages which are moving rapidly towards obsolescence. We note, for example, that seven languages indigenous to western and central Seram Island have fewer than fifty speakers: Hulung, Loun, Naka’ela, Piru, and West Littoral2 have fewer than ten speakers, while Amahai and Paulohi have perhaps fifty speakers each. Language shift is occurring primarily towards the regional creole, Ambonese Malay, which has functioned as a lingua franca in Maluku for more than four hundred years (cf. Florey 1991, 1997). The national language, Indonesian, is also clearly impacting on the linguistic economy through its status and role as the language of education, the media, government, and so forth.

Despite the threat to its languages, Maluku remains one of the least known regions linguistically. Very few modern descriptions of the languages of the Maluku region of eastern Indonesia have been produced. The most detailed to date include grammars of two languages of Central Maluku – Nuaulu, spoken on Seram Island (Bolton 1990) and Buru, spoken on Buru Island (C. Grimes 1991); one language of North Maluku – Taba, spoken on Makian Island (Bowden 1998); and one language of Southwest Maluku – Letinese, spoken on Leti Island (van Engelenhoven 1995).

§3.1 Languages of the Moluccan migrants in the Netherlands.

For much of the past five decades it has generally been considered unlikely that any bahasa tanah were represented among the migrant Moluccan community in the Netherlands. It has commonly been thought that language shift in this community is following the pattern which has been noted in many immigrant settings - of language shift in three generations from the language spoken by the migrants at the time of migration to the language of the country to which migration took place. From this perspective, Malay was the language of the Moluccan migrants and shift is taking place from Malay to Dutch. This is a pattern which is indeed taking place, however such a picture greatly oversimplifies a very complex sociopolitical and linguistic setting which provides a valuable opportunity to add to our very limited knowledge about bahasa tanah. Our research indicates that languages represented within this community include Dutch, perhaps twenty-five bahasa tanah, and a number of Malay variants3. This project represents the first attempt to learn to what extent bahasa tanah have been maintained by the remaining members of the first generation and the extent to which these languages have been transmitted to the second and third generations. The initial stage of our work in the Netherlands has therefore involved delineating the status of bahasa tanah and the linguistic economy of the various generations within the migrant Moluccan community.

Lack of awareness of the existence and use of bahasa tanah among members of the migrant community may be explained by recourse to three factors. The first factor derives from the association which has developed in Central Maluku between language and religion. Before the arrival of the Portuguese colonial authorities in the 16th century, Ambon and the Lease islands were part of the North Moluccan sultanate of Ternate. The Portuguese and later the Dutch colonial authorities successively stationed garrisons on Ambon and the Lease Islands to break Ternate’s control of the area. The redistribution of political power resulted in Central Moluccan Muslim villages aligning with Ternate, and Christian villages aligning with the Dutch. Closer ties with the Dutch provided Christian villages with greater access to education and to employment in various government departments. As Malay was used as a lingua franca from early in the colonial era, its use has predominated among Christian Moluccans. Linguists working in Central Maluku have noted that bahasa tanah in Christian villages in Maluku are becoming obsolescent at a much faster rate than languages spoken in Muslim villages (cf. Florey 1991, 1997, Grimes 1991). Given the demographics of the migrant population, the assumption that few, if any, bahasa tanah are represented becomes understandable.

The second factor which has played down the existence of bahasa tanah concerns the role of Malay. At the time of migration everybody spoke a variety of Malay. Depending on the region of origin, the variant may have been Ambonese Malay, used by Central Moluccans, Southwest Moluccan Malay (Malayu Tenggara Jauh), or Southeast Moluccan Malay (Malayu Tenggara Dekat). A Malay pidgin known as Barracks Malay had also developed among the soldiers and their families living together in the barracks.

Malay has retained an important position as a lingua franca among the Moluccan community. It has great symbolic value in the RMS - the Republic of the South Moluccas independence movement which has continued to thrive in the Netherlands. The use of Malay has been encouraged by the RMS government in exile as it allows the community to present itself as unified to the Dutch government, the general Dutch population and the wider world. Some dialect divergence has occurred during the past fifty years, and the Malay variant spoken by younger people in the Netherlands is known as Melaju Sini (literally “Malay here”). The linguistic research which has been undertaken among Moluccans in the Netherlands has focused entirely on this variant (cf. Tahitu 1988). Particular emphasis has been placed on the development of Melaju Sini for use in the school curriculum by descendents of the migrant population (cf. Pusat Edukasi Maluku 1990).

The third factor which has reduced knowledge about the existence and use of bahasa tanah is that of concealment of ethnolinguistic identity (van Engelenhoven 1998). A sociocultural pattern of concealing language use outside the indigenous community has been noted among Southwest Moluccans; for example, among the Letinese, Meher and Oirata people. This pattern derives in part from issues of language ownership: Who owns a language? Who owns the right to speak it? It also derives from the issue of ‘safe’ vs ‘dangerous’ usage of a language, which delineates the circumstances under which it may be appropriate to use bahasa tanah4. Concealment has been exacerbated by the lack of numerical strength of the Southwest Moluccans and the political dominance of the Central Moluccans.

Our research during the past two years has coincided with a strong revival of interest in ethnolinguistic identity and bahasa tanah which has been driven largely by the second generation. This interest has encouraged elderly members of the first generation to reveal their residual knowledge of bahasa tanah - in many cases for the first time since migration. We have therefore been able to uncover a great deal of linguistic complexity within the migrant community.

The first generation of Moluccan migrants to the Netherlands included speakers of bahasa tanah who predominantly originated from the islands of southeast and southwest Maluku, but also included some people originating from the islands of central Maluku – Ambon, Haruku, Nusalaut, Seram, and Buru. We have been able to confirm that there are speakers of twelve languages and have reports of speakers of a further thirteen languages. The distribution of languages among the regions of Maluku is shown below.

Central Maluku Southeast Maluku Southwest Maluku
Ambon Island
*Allang
Hila (?)
Hitu (?)
*Tulehu (?)
Kei Islands
Ewaw
Kisar Island
*Kotalama
Meher
*Oirata
Seram Island
Alune (?)
*Amahai
*Kamarian (?)
Tanimbar Islands
Fordate
Selaru (?)
*Selwasa (?)
Yamdena (?)
Teun-Nila-Serua Group
*Nila
*Serua
Haruku Island
*Haruku
Aru Islands
Dobo (?)
Babar Islands
*Central Marsela
*Imroing (?)
*Southeast Babar (?)
*Tela (?)
Wetan
Buru Island
Buru (?)
. .
* = language which is moribund in Maluku (< 50 speakers)
(?) = unconfirmed reports of speakers

In addition to the languages which are or may be still represented in the Netherlands, there are at least six bahasa tanah which were represented among the first generation of migrants but which are now obsolescent in the migrant setting. These are listed below.

Central Maluku Southeast Maluku Southwest Maluku
Nusalaut Banda Leti
Roma
Wulur
Dawra/Dawlor

Eight of the twelve languages which we have confirmed are still represented by speakers in the Netherlands are moribund in their homeland. A further six of the thirteen languages which are reported to have speakers in the Netherlands are also moribund in their homeland. This community therefore presents a very unusual situation in which there are opportunities which are not available in the homeland to document and support the retention of a substantial number of severely endangered languages in a migrant setting.

§4 Community action: language-related activities in the Netherlands.

Among different ethnolinguistic groups in the migrant Moluccan community, aspirations relating to bahasa tanah vary widely. A range of activities are now taking place which vary according to interest, access to speakers, and access to written materials. Some people are eager to become speakers while others wish to learn about the languages and cultures of their parents and ancestors and perhaps incorporate a few words into their speech as markers of identity. All of the language activities have been initiated by members of the community, some of whom have subsequently sought linguistic support from the authors. Some of the language-related activities are described briefly here.

Younger Moluccans who are fluent speakers of Dutch and have a working knowledge of German have been drawing upon historical records stored in the Netherlands in university libraries and the library of the Koninklijk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde (KITLV5). These records include material produced since the mid-nineteenth century by Dutch and German missionaries, soldiers, administrators, and researchers working in Maluku. Some of the bahasa tanah represented in the Netherlands have been the subject of modern linguistic research – either by members of the academic community or by members of the Summer Institute of Linguistics (SIL) team which is based in Ambon. Younger Moluccans who speak English are also able to utilise these materials, which have provided a starting point for learning more about bahasa tanah.

As noted earlier, the revival of interest in bahasa tanah has been driven largely by the second generation. However there are cases in which language revival is led by elderly speakers in the first generation who promote the importance of bahasa tanah and the value of language learning. One such case concerns the Amahai language which is located in south central Seram – one of the languages which is nearing obsolescence in its homeland. One speaker of Amahai, Mr. Dede Tamaela, lives in the Netherlands.

In February 1998, Mr. Tamaela compiled a guide to learning the language he terms Bahasa Koako. This work reflects his very strong interest in his ancestral language and his keenness to encourage young people to learn and use Bahasa Koako. Mr. Tamaela notes in his introduction: “I hope that this book will be a bridge for our children and grandchildren and the generations to come who may yearn to know or be acquainted with the language of their ancestors” (1998: i). A secondary aim is to provide language material for members of the broader migrant Moluccan community.

The language learning material has been prepared trilingually in Amahai/Koako, Melaju Sini, and Dutch. It incorporates wordlists of numerals, kin terms, pronouns, adjectives, interrogatives, and frequently used verbs and nouns. A number of short dialogues are aimed at assisting young people in learning the language. In December 1998, Mr. Tamaela requested the assistance of a linguist in continuing to document Amahai/Koako and to prepare teaching materials and work has now begun with Florey. Mr. Tamaela provides the following advice to young members of the community (1998:15):

Young men and young women you must not forget!!! That;

  1. Language is an utterance from the soul!
  2. If you know your own language that means you will even more understand and be familiar with our own traditions!
  3. Language by itself can even more arouse and strengthen all of our national spirit!
  4. The nation which is great is the nation which holds in high esteem its own traditions and language!

In October 1997 a radio program about this project which was broadcast on the Moluccan community radio program Suara Maluku resulted in two second-generation members of the Haruku community approaching the authors. The men had already compiled a collection of archival material about the Haruku language and culture. They were asking for assistance in learning how to work with elderly speakers so they could document the language and also wished to have a Haruku dictionary and language learning materials produced. Florey was able to begin working in 1998 with four elderly men who have some residual knowledge of Haruku.

While these men are eager to become speakers, another Haruku descendent is drawn to the sounds of the language. Ms. Monika Akihary is a professional jazz singer who is a daughter of one of the remaining speakers of Haruku. She has been consulting with van Engelenhoven about the incorporation of Haruku into her song texts. Ms. Akihary composes a preliminary text in English which she translates into Malay. Her father and uncle then try to provide a Haruku translation. Ms. Akihary does not aim to become a speaker of Haruku and focuses on the feeling which the sounds evoke in her music rather than the accuracy of the translations. Like a number of other second-generation migrants, Ms. Akihary also draws on historical sources about other ethnolinguistic groups in Maluku and incorporates cultural concepts and elements of myths in her songs. The Alune language is symbolically very important in the Netherlands as its speakers are located in western Seram in the territory commonly held to mark the location of Nunusaku, the mythical mountain from which all life is held to derive. Both historical and contemporary linguistic and anthropological material exists for this language. One second-generation man has used all available written material concerning Alune to teach himself the language, which he claims as his ancestral language.

Unlike Amahai, Haruku, and Alune, there are no speakers of the language of Saparua in the Netherlands, yet members of this ethnolinguistic group are very keen to learn more about their languages. Saparua is one of the largest migrant sub-communities. In 1998, a community member was focal in the publication in the Netherlands of a dictionary which was compiled in Saparua by a number of speakers (Supusepa 1998). Language classes have been organised within Saparuan community organisations (kumpulan).

Members of the Keiese community have requested van Engelenhoven’s assistance in working with the Ewaw language. This is an interesting case in which the language community has been replenished by a pattern of arranged marriages which sees Keiese men continuing to return to Maluku to marry Keiese women. The women arrive in the Netherlands as bilinguals – speakers of Southeast Moluccan Malay (Malayu Tenggara Dekat) and Ewaw. However, within the Netherlands, Keiese is only used inside the home by the women. Ongoing in-migration of speakers means that Keiese is maintained in one town in the Netherlands in a restricted sense as a women’s language. Van Engelenhoven has been working with the women to check archival material6, to continue to document the language, and to prepare language learning materials.

In the Fordate community, language classes have been initiated and organised by young people. Elderly speakers draw upon material produced by an SIL team which has been working in the Fordate speech community in Tanimbar to use in the classes. Young Tanimbarese from Selaru, Yamdena, and Selwara do not have access to material in these languages but have been able to join the Fordate classes.

An interesting use of bahasa tanah has been noted among some members of the community. Some speakers are drawing on a pool of lexical items from a number of bahasa tanah and incorporating these words in their everyday speech. This kind of usage is also found in the poetry of a performance artist who is a descendent of the Nusalaut language group. Like Saparua, there are no speakers of the Nusalaut language in the Netherlands and very few written records. Recitation in his poetry of unrelated lexical items from a number of bahasa tanah evokes identity and strong emotional ties to Maluku.

§5 Conclusion.

Performances such as that of the young Nusalaut poet and the commercial availability of products such as CDs of Ms. Akihary’s music, are increasing the exposure of bahasa tanah in the Netherlands. This not only means that language material becomes more widely available but is also resulting in increased status for bahasa tanah and increased interest in language renewal.

This project will continue throughout 2000 and, we hope, for a number of years to come. This year we will broaden our work in the Netherlands and plan to run a number of language workshops in conjunction with the Moluks Historisch Museum, Utrecht, and various community groups (kumpulan). The workshops have been planned in response to the expressed wishes of members of the second and third generations, who wish to learn more about bahasa tanah and who wish to gain the linguistic skills required to maintain or revitalize their languages. Students will be taught basic linguistic skills such as elicitation and recording techniques, phonetic transcription, basic issues in analysing morpho-syntactic structures, selecting an appropriate orthography, and literature production.

This unusual situation provides a unique opportunity to assist in reversing the fortunes of severely endangered languages. We share the hopes of Moluccans in Maluku and the Netherlands that peace may be restored in Maluku in the near future and look forward to returning to that region to continue this work.

Bibliography


1 The project is funded by the Australian Research Council and UNESCO's Endangered Languages Fund. We are very grateful for the assistance we have received in the Netherlands from Mr. Wim Manuhutu at the Moluks Historisch Museum, Utrecht, and for the publicity which has been generated by reports in the community newspaper, Marinyo, and by Mr. Victor Josef on the community radio program, Suara Maluku. Florey's fieldwork in the Netherlands from November 2 - December 18, 1998, was carried out under the auspices of a Visiting Fellowship at the International Institute for Asian Studies (IIAS), Leiden University, the Netherlands.

2 West Littoral is a language label chosen by Collins 1983 to unify the dialects spoken in southwest Seram Island in the villages of Hatusua, Waesamu, Eti, Kaibobo.

3 We exclude from this discussion other European languages which may have been learned by members of the community.

4 This issue is also addressed in relation to the Alune of western Seram in Florey 1993.

5 Royal Institute of Linguistics and Anthropology.

6 Geurtjens 1921.

Oben


Kurznachrichten

Das „Cultural Survival Quarterly“ (herausgegeben vom Department of Anthropology, MIT, Cambridge, MA) plant eine Spezialausgabe über bedrohte Sprachen für den Herbst 2001 und sucht zu diesem Zweck kurze (maximal 3000 Wörter), eine allgemeine Leserschaft ansprechende Artikel (z.B. über sprachliche Aspekte der Menschenrechte, Bemühungen um Spracherhaltung und Revitalisierung, Literarisierungskampagnen, Zusammenarbeit von Sprachgemeinschaft und Linguisten usw.).
Kontaktadresse:
Eileen Moore Quinn
Anthropology MIT
Building 16-233
Cambridge, MA 02139;
e-mail: equinn@mit.edu

In Polen gibt es eine Organisation mit dem Namen „Fundacja Dobro Lokalne“ (Local Prosperity Foundation), die soeben ein Projekt „Internet Revival of Minority Languages of Central and Eastern Europe“ gestartet hat. Ziel ist es, Mitglieder solcher Minoritäten dazu anzuregen, e-mail-Dialoggruppen („listservs“) zu etablieren, in denen sie in ihren Sprachen korrespondieren können. Die Idee der Einrichtung solcher Gruppen wurde durch die Rolle, die „listservs“ bei der erfolgreichen Wiederbelebung zweier ausgestorbener keltischer Sprachen (Manx und Kornisch) gespielt haben, angeregt. Kürzlich ist eine jiddische „listserv“ mit Teilnehmern aus Polen, Israel und Westeuropa eingerichtet worden. Als nächste Sprache ist jetzt das Karaimische in die Planung genommen worden.
Kontaktadresse: Stanislaw Tekieli stanitek@nw.osw.waw.pl

Auf einer Konferenz in Flensburg (22.-25. Juni) mit dem Titel „Evaluating policy measures for minority languages in Europe“ hat das European Centre for Minority Issues (ECMI) in Zusammenarbeit mit dem European Bureau for Lesser Used Languages (EBLUL) einen Text mit Empfehlungen verabschiedet, genannt „Flensburg Recommendations on the Implementation of Policy Measures for Regional or Minority Languages“. Die Empfehlungen regeln Sprachpolitik im Rahmen der Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen. Der Text, der einige Neuerungen enthält (z.B. die Berücksichtigung von Gebärdensprachen), ist auf der ECMI-Website verfügbar. Kontakt mit ECMI kann aufgenommen werden über die e-mail-Adresse info@ecmi.de.

Die Organisation ELDA (European Language resources Distribution Agency), eine Firma, die in der Technologie natürlich-sprachlicher Systeme spezialisiert ist und als Distributionsagentur für die 1995 gegründete EU-unterstützte European Language Resources Association (ELRA) tätig ist, befaßt sich mit der Sammlung, Entwicklung und Nutzbarmachung aller Daten, die für Sprachverarbeitung relevant sind (monolinguale und multilinguale Lexika, Textkorpora, Sprachdatenbanken und Terminologiedatenbanken). Hierbei spielen auch europäische Kleinsprachen eine Rolle. ELDA schreibt in Abständen immer wieder Stellen für Spezialisten in „Language Engineering“ aus.
Kontakt und Information: http://www.elda.fr/.

Oben


Konferenzen

Enseignement des langues européennes autochtones minoritaires aux adultes. Colloque multinational, les vendredi 7 et samedi 8 juillet 2000, à l'Institut Britannique de Paris.
Diese bereits abgehaltene EU-subventionierte Konferenz wurde vom Institut Britannique de Paris, dem Instituto Cervantes und dem Institut finlandais de Paris organisiert. Die Thematik umfaßte soziolinguistische, psycholinguistische und pädagogische Fragen der Lehre europäischer Minoritätensprachen mit Beispielen aus dem Gälischen, Bretonischen, Baskischen, Pikardischen, Korsischen, Asturischen und Okzitanischen des Val d’Aran. Curricula, Immersionsmethoden und multimediale Sprachvermittlung bildeten Schwerpunkte der Diskussion.
Kontaktadresse für Information:
Susan Foster-Cohen
fosterco@ext.jussieu.fr
pispoli@club-internet.fr
Fax: (+33) 1 45 50 31 55;
Postadresse: 11, rue de Constantine, 75340 Paris cedex 07.

7th International Pragmatic Conference. Budapest 9-14 July 2000.
Im Rahmen dieser ebenfalls bereits abgelaufenen Konferenz wurde ein „panel“ über „Minority Language Education“ veranstaltet. Gegenstand waren sprachwissenschaftliche und pädagogische Fragen der Förderung und Wiederbelebung bedrohter Minoritätensprachen durch Schulunterricht in diesen Sprachen.
Information über die Konferenz insgesamt findet man auf der Website http://ipra-www.uia.ac.be/ipra/. Speziell zum „panel“ ist die Veranstalterin Alexandra Jaffe zu konsultieren: Department of Anthropology and Sociology, University of Southern Mississippi, Box 5074, Hattiesburg MS 39406, Tel. (601) 266-6193; Fax (601) 266-6373, email: alexandra.jaffe@usm.edu.

III. Symposium für Jiddische Studien in Deutschland. Vortragsraum der Universitätsbibliothek der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 28.-30. August 2000.
Die Konferenz ist überwiegend literaturwissenschaftlich ausgerichtet, Einzelheiten auf der Website: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/jiddisch/Symposium2000.html

1st International Conference on Manchu-Tungus Studies (I.C.M.T.S.). Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 28. Aug. - 1. Sept. 2000.
Diese Konferenz, bei der auch Fragen von Bedrohtheit, Feldforschung und Dokumentation im Rahmen der betreffenden Sprachfamilie zur Sprache kommen sollen, wird vom Seminar für Sprach- und Kulturwissenschaft Zentralasiens der Universität Bonn veranstaltet. Für weitere Informationen kann die Webseite der Konferenz oder Carsten Näher (e-mail: icmts@hotmail.com) kontaktiert werden.

Endangered Languages and Literacy. 4th International Conference of the Foundation for Endangered Languages, Charlotte, North Carolina, 21.-24. Sept. 2000. (Vgl. gbs-bulletin no. 3)
Das Programm ist in sieben Sitzungen eingeteilt (1. Formal Opening and Keynote Speakers; 2. Literacy from Within; 3. Choosing an Orthography; 4. Literacy and Dialect Diversity; 5. Promoting Literacy, 6. Cautionary Notes on Literacy; 7. Open Session and General Discussion). Einzelheiten zum Programm, das auch eine Reihe von Exkursionen vorsieht (u.a. zum Catawba-Reservat und zur Gullah-sprechenden Gemeinschaft in Edisto, S.C.), können erfragt werden über:
Blair A. Rudes, FEL Local Organizer, Dept. of English, UNC-Charlotte, 9201 University City Blvd, Charlotte, NC 28223-0001
e-mail: BARudes@email.uncc.edu;
Fax: +1-704-547-3961.

International Conference on Endangered Languages of the Pacific Rim (ELPR). November 23 (Thursday) to 25 (Saturday), 2000.
Dies ist die erste Konferenz im Rahmen des japanischen ELPR-Großprojekts (vgl. unseren Beitrag „Konferenz ,Language Endangerment‘ in Bad Godesberg“). In einem vor einigen Tagen per e-mail verbreiteten ersten Rundschreiben ist folgende Beschreibung enthalten:
“This project is financially supported by Grant-in-Aid Scientific Research on Priority Areas of the Japan Ministry of Education, Science, Sports and Culture (Monbusho). The schedule is as follows:

Lectures with discussions will be focused on the general topics on endangered languages rather than areal problems. If you are interested in this Conference, please advise us so. We will send you a copy of the program that will be ready soon. If you wish to participate in the discussions of the Conference, we are happy to pay you travel expenses inside Japan and accommodation charges. Please let us know if you attend the Conference, by September 15, 2000.”
Kontaktadresse: Osahito Miyaoka, Graduate School of Letters, Osaka Gakuin University, Osaka, Japan, omiyaoka@utc.osaka-gu.ac.jp.

8th Annual Stabilizing Indigenous Languages Symposium (“Merging Tradition and Technology to Revitalize Indigenous Languages”). University Union, Northern Arizona University, Flagstaff, 14.-16. Juni 2001.
Seit 1994 wird jährlich ein Symposium über „Stabilizing Indigenous Languages“ abgehalten, das den verschiedenen Aspekten der Literarisierung und Revitalisierung amerikanischer Indianersprachen gewidmet ist. Information über frühere Symposien kann über die Teaching Indigenous Languages Home Page abgerufen werden. Hier ist auch die Programmplanung für 2001 mit den notwendigen Adressen für Interessenten einzusehen.

Oben